Datenbank Bauforschung/Restaurierung

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Wohnhaus mit Scheune (ehem. Torwächterhaus am Oberen Tor)

ID: 281319089075  /  Datum: 13.03.2009
Datenbestand: Bauforschung und Restaurierung
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Objektdaten

Straße: Pfarrgasse
Hausnummer: 15
Postleitzahl: 74354
Stadt-Teilort: Besigheim

Regierungsbezirk: Stuttgart
Kreis: Ludwigsburg (Landkreis)
Wohnplatzschlüssel: 8118007001
Flurstücknummer: keine
Historischer Straßenname: keiner
Historische Gebäudenummer: keine
Lage des Wohnplatzes: Lage des Wohnplatzes

Kartenansicht (OpenStreetMaps)

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Objektbeziehungen

keine

Umbauzuordnung

keine

Weitere Objekte an diesem Wohnplatz

Bauphasen

Kurzbeschreibung der Bau-/Objektgeschichte bzw. Baugestaltungs- und Restaurierungsphasen:

An der Stelle des heutigen Wohnhauses befand sich ursprünglich das Torwächterhaus, das ab dem Ende des 18. Jahrhunderts als Stadt- und Amtsknechtshaus mit einer Gefängniszelle genutzt wurde.

Neben den genannten Wehrtürmen bestand die Befestigungsanlage der Stadt Besigheim aus kleineren Rundtürmen und aus der Stadt führenden Toren, zu denen sich benachbart ein so genanntes Torwächterhäuschen befand. Im Jahr 1744 werden sieben Torhäuser vermerkt, die sich an der den historischen Altstadtkern umlaufenden Stadtmauer verteilten, darunter eins „beym Obern Thor“ . Bekanntermaßen wurde das Obere Tor 1581 durchbrochen, sodass dieses Datum einen Terminus ante quem für ein dort befindliches Torhaus vorgibt. Es sprechen mehrere Gründe dafür, dass dieses weitestgehend mit dem noch heute auf dem unteren Plateau befindlichen Wohnhaus, Pfarrgasse Nr. 15.
Für das Jahr 1861 ist ein zweistockiges Torhaus überliefert, das sich aus einer Wohnung und einem Gefängnis, über einem gewölbten Keller befindet. Erst im Jahr 1881 ging das Haus von Stadtgemeindehand in private Hände über. Der Bierbrauer Friedrich Taxis war der Käufer, der es noch im gleichen Jahr um eine Scheune im nördlichen Anschluss erweiterte.
Nach dem Verkauf im Jahr 1883, wird es bereits 1884, an Friedrich Allinger, weiterverkauft. Dieser lässt 1885/86, im Bereich zwischen Wohnhaus und Scheune eine einstöckige Remise erbauen.
Ein weiterer Anbau nördlich der Scheune, in Form eines zweiten Schuppens, entsprach der letzten baulichen Erweiterung im Jahr 1892, vor einem alle Gebäude betreffenden Brand an Weihnachten 1895.


1. Bauphase:
(1581)
Das Jahr 1581 stellt, bedingt durch die Öffnung des Oberen Tores am südliche Ende der Altstadt Besigheims, einen Terminus Ante quem für die Errichtung des Torwächterhauses dar.
Betroffene Gebäudeteile:
keine
Lagedetail:
  • Befestigungsanlage
    • allgemein
Bauwerkstyp:
  • Befestigungs- und Verteidigungsanlagen
    • Stadttor
    • Torhaus
  • Öffentliche Bauten/ herrschaftliche Einrichtungen
    • Amtsgebäude
    • Gefängnis
Konstruktionsdetail:
  • Steinbau Mauerwerk
    • Bruchstein

2. Bauphase:
(1744)
Das ältere Güterbuch nennt insgesamt sieben Torhäuser, die der Stadtgemeinde gehören, darunter ein "Thorhäuslen ... beym Obern Thor".
Später lautet der Eintrag: "Stadt und Amtsknechtswohnung beim oberen Thor beim Schaafhaus (damals Bereich Turmstraße 2)". (a)
Betroffene Gebäudeteile:
keine

3. Bauphase:
(1784)
Beschreibung im Feuerversicherungskataster: "Neccar Seite. Oben in der Stadt. Bey dem Obern Thurn. Nr. 92 Stadt, und Knechts Haus, beym obern Thor". Besitzer ist die Stadtgemeinde. Anfang des 19. Jahrhunderts lautet der Eintrag im Güterbuch: "Nr. 92 Ein Wohnhaus oben in der Stadt am oberen Thor, neben dem Decanat Garten und dem Ochsengraben." (a)
Betroffene Gebäudeteile:
keine

4. Bauphase:
(1831)
Umbau: "Einrichtung zweier heizbarer Zimmer in die stattliche Wohnung des Stadtdieners". Ein "Gefängnis Stüble" (dessen vergittertes Fenster noch erhalten ist) befindet sich im EG. (a)
Betroffene Gebäudeteile:
Betroffene Gebäudeteile
  • Erdgeschoss
  • Obergeschoss(e)

5. Bauphase:
(1861)
Neubeschreibung im Güterbuch: "Nr. 92 Ein zweistockiges Torhaus (94 qm), Winkel zwischen dem Haus und der Mauer (14 qm), oben in der Stadt, mit eingerichteter Wohnung und Gefängnis, auf gewölbtem Keller, neben dem Hochwachtthurm ... ist längst im Eigentum der Stadtgemeinde". (a)
Betroffene Gebäudeteile:
keine

6. Bauphase:
(1881)
Die Stadt verkauft "das frühere Torhaus ... mit Weinberg und Baumacker (Pz. Nr. 200 und 202)" an den Bierbrauer Friedrich Taxis, Ankerwirt. Taxis hat "auf der eigenen Gartenparzelle Nr. 202 die Scheuer erbaut und den Hof vergrößert". Die Scheuer wird katastriert als "Nr. 92A Eine 1 1/2 stockige Scheuer (71 qm) mit zwei gewölbten Kellern". Als Fundament der Scheuer dienen die Reste eines ehemaligen Rundturmes der Stadtmauer: Zwei übereinanderliegende Keller unter der Scheuer. Die Zufahrt zur Scheuer erfolgt von Süden her über einen Damm, der im ehemaligen Zwingergraben (Ochsengraben) aufgeschüttet wird. (a)
Betroffene Gebäudeteile:
keine
Bauwerkstyp:
  • Wohnbauten
    • Wohnhaus
  • Ländl./ landwirtschaftl. Bauten/ städtische Nebengeb.
    • Scheune

7. Bauphase:
(1884 - 1886)
Bereits 1884 wird es an Friedrich Allinger weiterverkauft. Dieser lässt 1885/86, im Bereich zwischen Wohnhaus und Scheune eine einstöckige Remise erbauen.
Auf Mauer und Hofraum wird neu errichtet: "Nr. 92B Eine einstockige Remise (39 qm), mit gewölbtem Keller". (a)
Betroffene Gebäudeteile:
keine
Bauwerkstyp:
  • Wohnbauten
    • Wohnhaus
  • Bauten für Transport und Verkehr
    • Remise/Garage
  • Ländl./ landwirtschaftl. Bauten/ städtische Nebengeb.
    • Scheune

8. Bauphase:
(1892)
Ein weiterer Anbau nördlich der Scheune, in Form eines zweiten Schuppens erfolgte 1892. Allinger hat "3 qm von der Witwe Taxis ... erkauft und solche sowie 1 qm von Pz. Nr. 200 zur Erbauung eines Schuppens Nr. 92C (22 qm) verwendet". (a)
Betroffene Gebäudeteile:
keine
Bauwerkstyp:
  • Wohnbauten
    • Wohnhaus
  • Bauten für Transport und Verkehr
    • Remise/Garage
  • Ländl./ landwirtschaftl. Bauten/ städtische Nebengeb.
    • Scheune

9. Bauphase:
(1895)
Sämtliche Gebäude brennen am 24.12.1895 ab. (a)
Betroffene Gebäudeteile:
keine

10. Bauphase:
(1896)
Das Anwesen Kirchstraße 85 wird von Friedrich Allinger neu errichtet. Neubeschreibung: "Nr. 92 Ein zweieinhalbstockiges Wohnhaus (94 qm) mit gewölbtem Keller. Nr. 92A Eine einstockige Scheuer (71 qm) mit zwei gewölbten Kellern. Nr. 92B Eine einstockige Remise (Futterkammer) (39 qm) mit gewölbtem Keller. Nr. 92C Futterstall (14 qm), Hofraum (3 a 10 qm), oben in der Stadt beim oberen Tor, neben dem Hochwachtturm". (a)
Im Jahr 1909 erstellte Pläne bestätigen, dass der Wiederaufbau der Scheune in zwei Schritten erfolgte, die wie dem aktuellen Bestand zu entnehmen ist, noch heute am Äußeren ablesbar sind.
Betroffene Gebäudeteile:
Betroffene Gebäudeteile
  • Erdgeschoss
  • Obergeschoss(e)
  • Untergeschoss(e)
Bauwerkstyp:
  • Wohnbauten
    • Wohnhaus
  • Bauten für Transport und Verkehr
    • Remise/Garage
  • Ländl./ landwirtschaftl. Bauten/ städtische Nebengeb.
    • Scheune
    • Stallgebäude

11. Bauphase:
(1896 - 2009)
Zwischenzeitiger Abbruch des dritten Gebäudes, zwischen Scheune und Wohnhaus, die auf dem Situationsplan von 1909 verzeichnete Remise ist heute nicht mehr vorhanden.
Betroffene Gebäudeteile:
keine

Besitzer:in

1. Besitzer:in:
(1744 - 1881)
Besigheim, Stadt
Bemerkung Familie:
Bemerkung Besitz:
besitzt
Beschreibung:
Torhaus beim oberen Tor
Beruf / Amt / Titel:
keiner
Betroffene Gebäudeteile:
keine

2. Besitzer:in:
(1881 - 1883)
Taxis, Friedrich
Bemerkung Familie:
Torhaus, Neubau Scheuer
Bemerkung Besitz:
kauft von der Stadt
Beschreibung:
Beruf / Amt / Titel:
  • Bierbrauer
Betroffene Gebäudeteile:
keine

3. Besitzer:in:
(1883 - 1884)
Joos, Jakob
Bemerkung Familie:
Sohn des Johannes Joos
Bemerkung Besitz:
kauft von Taxis
Beschreibung:
Beruf / Amt / Titel:
  • Weingärtner
Betroffene Gebäudeteile:
keine

4. Besitzer:in:
(1884)
Güthle, Christian
Bemerkung Familie:
Sohn des Joseph Güthle
Bemerkung Besitz:
kauft von Joseph
Beschreibung:
Beruf / Amt / Titel:
  • Weingärtner
Betroffene Gebäudeteile:
keine

5. Besitzer:in:
(1884 - 1896)
Allinger, Friedrich
Bemerkung Familie:
Bemerkung Besitz:
kauft von Güthle
Beschreibung:
Beruf / Amt / Titel:
  • Schäfer
  • Weingärtner
Betroffene Gebäudeteile:
keine

6. Besitzer:in:
(1896)
Allinger, Friedrich
Bemerkung Familie:
Neubau nach Brand 1895
Bemerkung Besitz:
besitzt
Beschreibung:
Beruf / Amt / Titel:
keiner
Betroffene Gebäudeteile:
keine

Fotos

Abbildungsnachweis
Ansicht von Süden, Wohnhaus / Wohnhaus mit Scheune (ehem. Torwächterhaus am Oberen Tor) in 74354 Besigheim (2007 - Denkmalpflegerischer Werteplan, Gesamtanlage Besigheim, Regierungspräsidium Stuttgart)
Digitale Aufnahme, die Südansicht auf die Scheune sowie die Längsseite des Wohnhauses Pfarrgasse 15 zeigend. Aufgenommen 2008. / Wohnhaus mit Scheune (ehem. Torwächterhaus am Oberen Tor) in 74354 Besigheim
Abbildungsnachweis
Ansicht von Süden, Wohnhau und Scheune / Wohnhaus mit Scheune (ehem. Torwächterhaus am Oberen Tor) in 74354 Besigheim (2014 - M. Haußmann)
Abbildungsnachweis
Historische Zeichnung, Ansicht von Süden / Wohnhaus mit Scheune (ehem. Torwächterhaus am Oberen Tor) in 74354 Besigheim (vor 1880 - Stadtarchiv Besigheim)
Abbildungsnachweis
Historische Zeichnung, Ansicht von Süden / Wohnhaus mit Scheune (ehem. Torwächterhaus am Oberen Tor) in 74354 Besigheim (um 1880 - Stadtarchiv Besigheim)

Zugeordnete Dokumentationen

  • Schriftliche Aufarbeitung vorhandener und Einarbeitung neuer, bauhistorischer Erkenntnisse für den genannten Bereich im Rahmen der Erstellung eines aktuellen Geländeschnittes im Juli 2008
  • Besigheimer Häuserbuch

Beschreibung

Umgebung, Lage:
Zwischen Schochenturm und Steinhaus wird eine Gasse eingeleitet, die durch eine an beide Bauten angeschlossene, hohe Bruchsteinmauer begrenzt wird. Seit 1581 führt diese zum so genannten Oberen Tor, wo eine einbogige Brücke über den Stadtgraben, den so genannten Zwinger- bzw. Ochsengraben, aus dem historischen Stadtkern hinausführt.
Unterhalb des ersten Befestigungswalles bzw. südlich an den Schochenturm anschließend, befindet sich das ehemalige Torwächterhaus, das zum Oberen Tor gehörte.
Lagedetail:
  • Siedlung
    • Stadt
Bauwerkstyp:
  • Wohnbauten
    • Wohnhaus
  • Ländl./ landwirtschaftl. Bauten/ städtische Nebengeb.
    • Scheune
Baukörper/Objektform (Kurzbeschreibung):
Der Gebäudekomplex setzt sich aus einem Wohnhaus mit östlich angeschlossener Scheune zusammen.
Das längsrechteckige, zweigeschossige Wohnhaus mit Kniestock und Satteldach ist giebelständig zur Pfarrgasse ausgerichtet; das Erdgeschoss zeigt in südlicher Ansicht noch eine Bruchsteinmauerwerkverkleidung, das 1. Obergeschoss sowie die zur Straße gerichtete Hausfassade einen vollständigen Putzüberzug. Die nördliche Hauswand wird aus der inneren Stadtmauer (um 1220/30) gebildet. Am Westgiebel ist das Obere Tor, welches die Pfarrgasse überragt, angebaut.
Die Scheune stößt mit ihrem Satteldach giebelständig auf gleicher Firstlinie rechtwinklig an das Wohnhaus nach Osten an. Sie ist in Fachwerk errichtet. Unter der Scheune befinden sich Reste eines Stadtmauerturms.

Der ehemalige Stadtgraben (aufgeschütteter Ochsengraben) bildet heute einen Garten (Flstnr. 199/3).

Mit maßgeblichen Resten der inneren Stadtbefestigung und dem Obertor hat das ehemalige Torhaus hohen dokumentarischen Wert für den Rückbau der Stadtbefestigung im 19. Jahrhundert.
Innerer Aufbau/Grundriss/
Zonierung:
Ein Situationsplan aus dem frühen 20. Jahrhundert zeigt die Dispostion des damals nach Brand wiederaufgebauten Gebäudes: das Wohnhaus wurde über längsrechteckigem Grundriss, die Scheue dahinter, jedoch nicht in der Flucht mit dessen Außenwänden, sondern über diese hinaustretend über annähernd quadratischem Grundriss erbaut. Ein zusätzliche Annex, der in die Ecke, resultierend aus der Verschiebung der beiden Einheiten aus ihrer jeweiligen Flucht, eingepasst wurde, existiert heute nicht mehr.
Vorgefundener Zustand (z.B. Schäden, Vorzustand):
Bedingt durch den Brand am Ende des 19. Jahrhunderts sind alle Gebäudeteile, spätestens nach 1-1,5 m oberhalb der Erdoberfläche, neuzeitlich (d.h. Ende 19., Anfang 20. Jahrundert); die Fundamente reichen jedoch ins hohe Mittelalter zurück.
Bestand/Ausstattung:
keine Angaben

Konstruktionen

Konstruktionsdetail:
  • Verwendete Materialien
    • Holz
    • Putz
    • Stein
  • Dachform
    • Satteldach
    • Spitzgaube(n)/Lukarne(n)
  • Steinbau Mauerwerk
    • Bruchstein
  • Mischbau
    • Obergeschoss(e) aus Holz
Konstruktion/Material:
Das Erdgeschoss des Wohnhauses zeigt in südlicher Ansicht noch eine Bruchsteinmauerwerkverkleidung, das 1.Obergeschoss sowie die zur Straße gerichtete Hausfassade einen vollständigen Putzüberzug. Die Scheune wurde in Fachwerk wieder errichtet.

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