Datenbank Bauforschung/Restaurierung

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Teil des Ulmer Museums (Kiechelhaus mit Renaissancehof)

ID: 187637350613  /  Datum: 02.02.2017
Datenbestand: Bauforschung und Restaurierung
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Objektdaten

Straße: Neue Straße
Hausnummer: 96
Postleitzahl: 89073
Stadt-Teilort: Ulm

Regierungsbezirk: Tübingen
Kreis: Ulm (Stadtkreis)
Wohnplatzschlüssel: 8421000028
Flurstücknummer: keine
Historischer Straßenname: keiner
Historische Gebäudenummer: keine
Lage des Wohnplatzes: Lage des Wohnplatzes
Geo-Koordinaten: 48,3972° nördliche Breite, 9,9945° östliche Länge

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Objektbeziehungen

Ist Gebäudeteil von:
1. Gebäudeteil: Ulmer Museum

Besteht aus folgenden Gebäudeteilen:
keine Angabe

Umbauzuordnung

keine

Weitere Objekte an diesem Wohnplatz

Gasthaus Forelle (89073 Ulm, Fischergasse 25)

Bauphasen

1. Bauphase:
(1372)
Im Spätmittelalter gehörte das Grundstück der Ulmer Familie Ehinger. Für 1372 ist bereits die Weihe einer Kapelle überliefert.
Betroffene Gebäudeteile:
keine
Bauwerkstyp:
  • Sakralbauten
    • Kapelle, allgemein

2. Bauphase:
(1537 - 1538)
Im Kernbestand des Gebäudes wohl erste Hälfte des 16. Jahrhunderts (Dendro.-Daten Dachwerk 1537/38, evtl. denkbare mittelalterliche Reste bislang nicht nachvollziehbar).
Betroffene Gebäudeteile:
keine

3. Bauphase:
(1583 - 1598)
1583 erwirbt Matthäus Kiechel das gesamte Anwesen der Ehinger (bis Neue Straße 92 im Westen) und teilt es 1598 einzelne Parzellen auf. Das heutige Kiechelhaus ist dabei die sog. „mittlere Behausung“, bei der die Kapelle verblieb.
Betroffene Gebäudeteile:
keine

4. Bauphase:
(1590 - 1610)
Am Übergang zum 17. Jahrhundert erbte Daniel Kiechel das Gebäude, das dem vorhandenen Baubestand zufolge damals eine grundlegende Neuausstattung erfuhr.
Betroffene Gebäudeteile:
Betroffene Gebäudeteile
  • Ausstattung

5. Bauphase:
(1600 - 1610)
Repräsentative Neuausstattung in Spätrenaissanceformen zu Beginn des 17. Jahrhunderts (unmittelbar nach 1600).
Betroffene Gebäudeteile:
Betroffene Gebäudeteile
  • Ausstattung

6. Bauphase:
(1700 - 1799)
Bis in das 18. Jahrhundert blieb das Haus im Besitz der Familie Kiechel, bis es an die Familie Neubronner kam.
Betroffene Gebäudeteile:
keine

7. Bauphase:
(1850 - 1899)
Im ausgehenden 19. Jahrhundert zusammen mit dem Ehinger Stadel als Gewerbemuseum eingerichtet, bildete es später den Kernbereich des Ulmer städtischen Museums.
Betroffene Gebäudeteile:
keine
Bauwerkstyp:
  • Anlagen für Bildung, Kunst und Wissenschaft
    • Museum/Ausstellungsgebäude

Besitzer:in

1. Besitzer:in:
(1372 - 1583)
Ehinger, Familie
Bemerkung Familie:
Bemerkung Besitz:
Im Spätmittelalter gehörte das Grundstück der Ulmer Familie Ehinger. Für 1372 ist bereits die Weihe einer Kapelle überliefert.
Beschreibung:
Beruf / Amt / Titel:
keiner
Betroffene Gebäudeteile:
keine

2. Besitzer:in:
(1583 - 1590)
Kiechel, Matthäus
Bemerkung Familie:
Bemerkung Besitz:
1583 erwirbt Matthäus Kiechel das gesamte Anwesen der Ehinger und teilt es 1598 einzelne Parzellen auf. Das heutige Kiechelhaus ist dabei die sog. „mittlere Behausung“, bei der die Kapelle verblieb.
Beschreibung:
Beruf / Amt / Titel:
keiner
Betroffene Gebäudeteile:
keine

3. Besitzer:in:
(1590 - 1799)
Kiechel, Daniel
Bemerkung Familie:
Bemerkung Besitz:
Am Übergang zum 17. Jahrhundert erbte Daniel Kiechel das Gebäude, das dem vorhandenen Baubestand zufolge damals eine grundlegende Neuausstattung erfuhr.
Beschreibung:
Beruf / Amt / Titel:
keiner
Betroffene Gebäudeteile:
keine

4. Besitzer:in:
(1799 - 1850)
Neubronner, Familie
Bemerkung Familie:
Bemerkung Besitz:
Bis in das 18. Jahrhundert blieb das Haus im Besitz der Familie Kiechel, bis es an die Familie Neubronner kam.
Beschreibung:
Beruf / Amt / Titel:
keiner
Betroffene Gebäudeteile:
keine

5. Besitzer:in:
(1850)
Ulm, Stadt
Bemerkung Familie:
Bemerkung Besitz:
Beschreibung:
Beruf / Amt / Titel:
keiner
Betroffene Gebäudeteile:
keine

Fotos

Kiechelhaus mit Renaissancehof / Teil des Ulmer Museums (Kiechelhaus mit Renaissancehof) in 89073 Ulm
Ehinger Stadel, Zwischenbau und Kichelhaus / Teil des Ulmer Museums (Kiechelhaus mit Renaissancehof) in 89073 Ulm

Zugeordnete Dokumentationen

  • Bauhistorische Untersuchung, Archivrecherche, Bauaufnahme und Dendrochronologische Untersuchung

Beschreibung

Umgebung, Lage:
keine Angaben
Lagedetail:
  • Siedlung
    • Stadt
Bauwerkstyp:
  • Anlagen für Bildung, Kunst und Wissenschaft
    • Museum/Ausstellungsgebäude
Baukörper/Objektform (Kurzbeschreibung):
Stattliches dreigeschossiges Gebäude über rechteckigem Grundriss, direkt südlich der Neuen Straße und giebelständig zu dieser stehend. Unter dem straßenseitigen Kopfende großer Gewölbekeller.
Innerer Aufbau/Grundriss/
Zonierung:
Das Erdgeschoss und die beiden Obergeschosse mit massiven Umfassungswänden. Im Erdgeschoss dreizonige Gliederung mit massiven Querwänden und Einwölbung der gesamten Innenfläche. In den beiden Obergeschosse große und repräsentative Räume mit aufwendigen Stuck- und Holzdecken des frühen 17. Jahrhunderts, Binnengliederung meist durch verputzte Fachwerkwände.
Oberer Abschluss durch steiles viergeschossiges Satteldach mit gemauerten Dreiecksgiebeln gegen Norden und Süden. Erstes Dachgeschoss für Museumszwecke ausgebaut, die oberen Dachgeschosse ohne feste Einbauten. Das Äußere geschlossen flächig verputzt und gegen die Neue Straße hin achsial befenstert. Im Westen und Süden durch moderne Museumsbauten verbaut.
Ostseitig anschließend geräumiger Innenhof, an Nord- und Ostseite mit Laubengang mit eingeschossigem Fachwerkaufbau aus dem ausgehenden 19. Jahrhundert. An der Südseite des Hofes schmaler, dreigeschossiger Seitenflügel. Der westliche Teil mit Treppenanlage, die im Erdgeschoss aus dem späten 19. Jahrhundert, in den oberen Geschossen aus der Zeit unmittelbar nach 1600 stammt, oberer Abschluss durch zweigeschossiges Satteldach mit Fachwerkgiebel zum nordwärts stehenden Hofraum.
Im Kernbestand Gebäude der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts (Dendrodatum Dachwerk 1574/75, s.u.) mit Veränderungen des frühen 17. Jahrhunderts (unmittelbar nach 1600) und des späten 19. Jahrhunderts.
Im östlichen Teil dreigeschossiger massiv ummauerter Querflügel.
Im Ergeschoss großer Gewölberaum, darüber Vorraum eine kleine spätgotischer Kapelle, darüber Einzelraum mit Stuckierungen des frühen 17. Jahrhunderts.
Vorgefundener Zustand (z.B. Schäden, Vorzustand):
keine Angaben
Bestand/Ausstattung:
keine Angaben

Konstruktionen

Konstruktionsdetail:
  • Steinbau Mauerwerk
    • allgemein
    • Backstein
  • Decken
    • Kassettendecke
  • Gewölbe
    • Kreuzgratgewölbe
    • Tonnengewölbe
  • Verwendete Materialien
    • Backstein
    • Holz
    • Putz
    • Stein
  • Dachgerüst Grundsystem
    • Sparrendach, q. geb. mit liegendem Stuhl
    • Sparrendach, q. geb. mit stehendem Stuhl
  • Dachform
    • Satteldach
Konstruktion/Material:
Das Kellergeschoss
Unter dem nördlichen Kopfende des Gebäudes befindet sich ein großer, die ganze Gebäudebreite einnehmender Gewölbekeller. Er besitzt vergleichsweise niedrige Wände und wird von einem hochreichenden stichbogigen Tonnengewölbe überdeckt. Wand- und Gewölbeflächen sind verputzt, sodass hier keine Mauerwerkseinsichten möglich sind und sich entsprechend kaum weitergehenden Aussagen zur bauhistorischen Situation treffen lassen. Die exakte Bezugnahme auf den Umriss des aufgehenden Gebäudes lässt allerdings vermuten, dass der Kernbestand des Kellers zusammen mit jenem des aufgehenden Bestands entstanden sein dürfte, sodass es denkbar ist, dass der Keller in seinen wesentlichen Teilen dem 16. Jahrhundert angehört.
Heute wird der Keller über eine moderne Treppenanlage entlang der westlichen Stirnseite vom Erdgeschoss aus erschlossen. Ein historischer Kellerzugang ist hingegen an der östlichen Stirnseite zu erkennen, wo wir eine Laibungskante für eine einstige Außentür sowie eine schräg nach außen steigende Stichkappe für einen einstigen breiten Kellerabgang finden. Demnach war der Keller einst vom östlich anschließenden Hofraum aus erschlossen. Ein zweiter älterer Zugang (bzw. eine Verbindung zu einem außerhalb gelegenen, heute nicht mehr zugänglichen Kellerraum) könnte einst am östlichen Ende der Nordseite bestanden haben, wo in der Gewölbeschale eine große, einhüftige Kappe angelegt ist.
Jüngere Einbauten in den Kellerraum bestehen aus der modernen Kellertreppe im Westen, zwei massiven Pfeilern unter dem Gewölbescheitel und einem klotzartigen Einbau in der Südostecke des Kellerraumes. In der Zeit des Zweiten Weltkrieges wurden am östlichen Ende der Nordwand sowie am westlichen Ende der Südwand Luftschutzgänge angelegt.
Eine zweite, kleine Kelleranlage befindet sich unter dem westlichen Ende des gegen Osten ziehen, im ersten Obergeschoss die Kapelle aufnehmenden Seitenflügels. Sie besteht aus einem kleinen, tonnengewölbten Kellerraum, einen abgewinkelten, zum Hofraum im Norden führenden schmalen Zugangsgang, sowie einer wohl jüngeren Treppenanlage, die in den östlichen Bereich des Erdgeschosses des Seitenflügels emporführte. Dieser Bereich konnte nicht eingehend untersucht werden, sodass momentan keine Aussagen zur bauhistorischen Situation möglich sind.

Das Erdgeschoss
Beim Hauptgebäude ist das Erdgeschoss allseits von starken Massivwänden umfangen. Der Bau besitzt einen fast regelmäßigen Rechteckgrundriss, doch verläuft die Südseite leicht schräg. Das Innere wird durch zwei Querwände in drei Querzonen geteilt, von denen die mittige etwas schmaler ist, während die beiden seitlichen deutlich breiter sind. Da keine Möglichkeiten der Mauerwerkseinsicht geboten waren, lassen sich zum Alter dieser Wände momentan kaum sichere Angaben treffen. Während die Außenwände auf jeden Fall mindestens in das mittlere 16. Jahrhundert zurückgehen (Dendrodaten Dachwerk), können die Querwände auch noch während der Umbauten des frühen 17. Jahrhunderts entstanden sein, die auch dem Erdgeschoss ihre letztendliche Form gegeben haben (s.u.). Die Situation ließe sich nur durch entsprechende Sondierungen an Putz und Mauerwerk klären.
Die geräumige, leicht schiefwinklige südliche Querzone des Erdgeschosses zeigt eine breite Halle, die mit einem zweischiffig/vierzonigen, fast rundbogigen Kreuzgratgewölbe überdeckt ist. Die Gewölbejoche sind durch breite Gurtbögen voneinander getrennt, die an den Wänden auf gestuften Konsolen ansetzen. In der Mittellängsachse ist das Gewölbe auf drei kräftige Rundsäulen abgestützt, die gestufte quadratische Köpfe zeigen, die mit den Wandkonsolen korrespondieren. Zeitungsberichten zufolge (frdl. Mitteilung Christoph Kleiber) sind die heutigen Pfeiler 1974 anstelle älterer Pfeiler neu eingesetzt worden, während man die Einwölbung selber vermutlich dem Bestand des frühen 17. Jahrhunderts zurechnen darf.
Die mittlere Querzone des Erdgeschosses bildet eine einschiffige Gewölbehalle, die mit ihrer Einwölbung jener des südlichen Schiffes entspricht. Auch hier setzen die Gurtbögen an den Wänden auf gestuften Konsolen an, und auch hier wird man eine Zugehörigkeit der Einwölbung zum Baubestand des frühen 17. Jahrhunderts vermuten dürfen. In der Südwand befinden sich drei Türöffnung mit schulterbogenförmigen Kalksteingewänden in Reniassanceformen, wobei aber momentan offen bleiben muss, ob sie dem Bestand der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts oder der Zeit unmittelbar nach 1600 angehören. Da alle drei Türöffnungen in den ja ab den Umbauten kurz nach 1600 an sich ungeteilten Raum der südlichen Querzone führen, sodass hier keine drei Eingänge notwendig gewesen wären, ist es denkbar, dass sie - wenn nicht zu noch späteren Veränderungen - zum Bestand des 16. Jahrhunderts gehören können, womit auch die Querwand selber dem 16. Jahrhundert angehören würde. In der Nordwand der mittleren Querzone wurde ganz am östlichen Ende 1876 eine damals bestehende Türöffnung vermauert und direkt westlich daneben die heutige Türöffnung aufgebrochen, die ein entsprechendes renaissancehaftes Türgewände zeigt, das sich aber mit dem dortigen Ansatz des östlichsten Gurtbogens überschneidet. Auch dies könnte darauf hinweisen, dass Mauerscheibe und Türöffnung älter sind als die Einwölbung und damit möglicherweise noch dem Bestand der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts angehören. Auch hier lässt sich die Situation nur durch entsprechende Sondagen in Putz und Mauerwerk klären. Eine weitere Türöffnung am westlichen Wandende zeigt ein breit gefastes Gewände, und auch hier ist die baugeschichtliche Situation momentan nicht sicher nachzuvollziehen, den bei der Betrachtung der nördlichen Querzone werden wir sehen, dass die Querwand sich möglicherweise einst in ihrem westlichen Drittel von der mittleren in die nördliche Querzone hinein öffnete (s.u.). Die westliche Stirnwand der mittleren Querzone präsentiert sich heute als geschlossene Wandscheibe, nahm einst aber zwei Fensteröffnungen auf, die beide 1876 schon vorhanden waren und wohl um 1953 vermauert wurden. In der Südwestecke befand sich hier um 1876 eine dreisitzige Abortanlage, von der heute im sichtbaren Bestand keine Reste mehr zu erkennen sind. Die östliche Stirnseite der mittleren Querzone öffnete sich bis 1876 als breite Toreinfahrt, die damals zu einem schmalen, später wieder etwas aufgeweiteten Fenster vermauert wurde.
In der nördlichen Querzone des Erdgeschosses ist der westliche Bereich durch eine starke Querwand abgetrennt. Noch um 1924 allerdings öffneten sich in der Querwand zwei große Wandöffnungen zum mittleren und östlichen Teil der nördlichen Zone hin. Auch eine den westlichen Bereich nochmals mittig unterteilende Zwischenwand ist erst nach 1924 eingezogen worden. Demnach war hier zuvor ein durchgängiger kleiner Eckraum vorhanden. Dieser wurde überdeckt durch das heute noch vorhandene zweijochige Kappengewölbe, das vermutlich dem Spätrenaissancebestand des frühen 17. Jahrhunderts zuzurechnen ist. Während das nördliche Joch des Gewölbes symmetrisch angelegt ist, wird das südliche Joch heute von der starken Südwand asymmetrisch überschnitten. Wenn auch dieses Joch symmetrisch angelegt war, dann müsste sich der Raum frei nach Süden hin in die mittlere Querzone des Erdgeschosses hinein geöffnet haben und der betreffende Abschnitt der Südwand wie auch die dortige Türöffnung wären dann erst nachträglich eingezogen worden. In der Westwand des Raumes wurde ein Fenster im südlichen Bereich 1876 neu angelegt, während sich im nördlichen Wandteil damals schon ein kleines Fenster befand, das später von außen her zu einer großen Nische ausgeweitet und wie das südliche Fenster modern wieder vermauert wurde. In der Nordwand wurde 1876 das heutige Fenster anstelle einer leicht versetzten Öffnung angelegt.
Im mittleren und östlichen Teil der nördlichen Querzone finden wir einen ungeteilten großen Raum, der von einem zweischiffig/zweizonigen Kreuzgratgewölbe überdeckt wird. Auch hier werden die Gewölbejoche durch breite Gurtbögen voneinander getrennt, die auf gestuften Konsolen an den Wänden aufsitzen und die mittig auf eine massive Rundsäule aus Kalkstein (?) abgelastet sind. Diese Einwölbung ist vermutlich wieder dem Spätrenaissancebestand des frühen 17. Jahrhunderts zuzurechnen. In der Nordwand des Raumes wurden 1876 die beiden heutigen Fenster anstelle einer kleineren, leicht verschobenen Befensterung angelegt. An der Ostwand befand sich im südlichen Abschnitt noch 1876 ein heute vermauertes Fenster.
Im östlich angrenzenden Hofbereich wurden die heutigen Laubengänge mit ihren auf Rundsäulen abgelasteten Bögen und der unter der Decke befindlichen kassettierten Stuckierung in Renaissanceformen nach Ausweis der vorhandenen Bauakten erst um 1889 errichtet. Schon 1876 war hier eine Neuerrichtung anstelle eines vorherigen, etwas schmaleren Ganges geplant gewesen. Bei diesem Neubau entstanden auch die Tür und Toröffnungen in der massiven Nordwand des Hofes, wobei die heutige Toröffnung an die Stelle einer älteren, weiter östlich gelegenen Toröffnung getreten ist, während die spitzbogige Eingangstür am westlichen Mauerende an die Stelle einer damals schon hier gelegenen Vorgängertür getreten ist, aber neue Nischenlaibungen erhielt. Am östlichen Ende der Nordwand sowie an der Ostwand wurden damals auch mehrere flache Blendnischen vermauert. Allein an der Ostwand blieb damals anscheinend die zweite Nische von Süden unvermauert und bis nach 1983 offen. Sie lässt sich heute noch anhand von Putzrissen ablesen.
Südlich des Hofes befindet sich ein schmaler Seitenflügel. Dieser setzt sich aus zwei getrennten Bauteilen zusammen. Westseitig liegt ein in Nord/Süd-Richtung verlaufender kleiner Baukörper, der heute die Treppenanlage und kleine Nebenräume aufnimmt. Die südseitig gelegenen Nebenräume mit ihren Einwölbungen gehen auf historischen Bestand zurück und wurden lediglich im östlichen Teil modern unterteilt. Die in der Mitte des Baues gelegene halbkreisförmige Treppe mit ihrem aufwendigen Zierrat in (Neu-)Renaissanceformen wurde nach Ausweis der vorhandenen Bauakten um 1876 komplett neu errichtet. Auch die Hoffront des Flügels wurde damals im Erdgeschossbereich in der heutigen Form mit Türöffnung und seitlichem Fenster geschlossen. Demzufolge wird auch die kreuzgratförmige Einwölbung entlang der Hoffront damals neu entstanden sein.
Rechtwinklig daran schließt sich dann im östlichen Teil der Hofsüdseite ein zweiter, in West/Ost-Richtung ziehender Flügel an, der in seinem Erdgeschoss einen großen rechteckigem Raum mit dreizonigem Kreuzgratgewölbe zeigt. Hier befand sich um 1799 nach Ausweis der vorhandenen
archivalischen Quellen eine Badstube. Die Einwölbung mit ihren breiten Gurtbögen dürfte dem Renaissancebestand des Gebäudes zuzurechnen sind. Die Hoffront zeigt drei breite Bogennischen, von denen die westliche und die mittlere je ein Fenster umschließend, während die nördliche sich bis 1876 als große Türöffnung in den Laubenbereich des Innenhofes hinein öffnete. Vor der südlichen Stirnseite des Raumes mündete bis nach 1983 die Zugangstreppe des westseitig unter der heutigen Treppenanlage gelegenen kleinen Kellers des Seitenflügels. Da keine Möglichkeit der Mauerwerkseinsicht besteht, lassen sich zur bauhistorischen Situation ansonsten kaum weitergehenden Aussagen treffen. Da sich im Obergeschoss des Flügels ostseitig eine spätgotische Kapelle befindet, werden aber zumindest Teile des Erdgeschossmauerwerkes bis in das Spätmittelalter zurückgehen.

Das 1. Obergeschoss
Das Hauptgebäude wird im ersten Obergeschoss genauso wie das Erdgeschoss von Massivwänden umschlossen. Sie können auf die Umbauten des 16. Jahrhunderts (Dendrodatum Dachwerk 1537/38) wie möglicherweise auch auf mittelalterlichen Vorgängerbestand, der bislang allerdings noch nirgends sicher festgestellt werden konnte, zurückgehen. Die Einheitlichkeit von Wandverläufen und Mauerstärken lässt allerdings vermuten, dass sie eher auf eine nachmittelalterliche Entstehung (also im 16. Jahrhundert) denn auf vorherige Zeiten zurückgehen.
In der westlichen Außenwand waren die drei heutigen großen Fensteröffnungen mit ihren stichbogig gewölbten Nischen schon 1876 vorhanden. Wann sie angelegt worden, lässt sich momentan nicht nachvollziehen.
Eine weitere Fensteröffnung war 1876 auch im Mittelbereich des nördlichen Wandfeldes vorhanden, während sich ganz am nördlichen Wandende 1924 eine kleine Türöffnung befand. Beide Öffnungen sind heute modern verschlossen. Der heutige breite Durchgang am südlichen Wandende entstand 1924 in seinen heutigen Maßen, als eine noch vor 1924 angelegte kleine Durchgangsöffnung auf die heutige Breite vergrößert wurde.
In der nördlichen Außenwand waren die vier heutigen Fensteröffnungen mit ihren stichbogig gewölbten Nischen schon 1876 vorhanden. In der östlichen Außenwand waren die beiden heutigen Fenster mit ihren breiten, stichbogig gewölbten Nischen ebenfalls um 1876 schon vorhanden.
Weiter nördlich befand sich schon damals eine weitere Fensteröffnung, die erst nach 1983 vermauert wurde, sowie die kleine Durchgangstür zum Obergeschoss des nördlichen Laubengangflügels. Südlich des südlichen heutigen Fensters bestand schon vor 1876 eine erst nach 1983 geschlossene Türöffnung zum östlich liegenden Treppenvorplatz hin. Nahe dem südlichen Ende der Ostwand befindet sich eine große Türöffnung in stichbogig gewölbter Nische und einem Kalksteingewände mit reicher Spätrenaissanceornamentik, die anscheinend vor 1876 vermauert war und damals erst wieder geöffnet wurde. Sie ist dem Spätrenaissancebestand des frühen 17. Jahrhunderts zuzurechnen.
In der südlichen Außenwand waren die vier heutigen Fenster, die wiederum jeweils stichbogig gewölbte Nischen zeigen, allesamt schon um 1876 vorhanden.
Im Inneren des Obergeschosses gehören dem älteren Bestand eine durchgängige Mittellängswand sowie eine Querwand im nördlichen Drittelspunkt an. Der mittlere Abschnitt der Mittellängswand wurde 1876 mit einer neuen Wandscheibe geschlossen, doch dürfte die Wandscheibe den vorhandenen Deckenfeldern zufolge ursprünglich über die ganze Länge aus geschlossenen Wandscheibe durchgelaufen sein. Beide Wandachsen legen großzügige Räumlichkeiten fest, die durch ihren reichen Deckenschmuck als repräsentative Spätrenaissanceräume ausgezeichnet sind.
Der große südöstliche Eckraum mit seinen saalartigen Abmessungen zeigt aufwendigen kassettierten Deckenstuck der Spätreniassance, der sich beidseitig längs eines gleichfalls verputzten Längsunterzuges entwickelt, der und reichen ornamentalen und floralen Zierrat ebenso wie mehrere Kopfmedaillons und an seinen Enden auch Gesichtskonsolen zeigt. Er dürfte wie die entsprechenden Stuckdecken des zweiten Obergeschosses (s.u.) den Umbauten des frühen 17. Jahrhunderts angehören.
Im nordwestlichen und im nordöstlichen Eckraum finden sich hingegen Holzdecken, und zwar im nordwestlichen Eckraum eine eher einfache kassettierte, aber diagonal angelegte hölzerne Felderdecke, im nordöstlichen Eckraum eine aufwendigere hölzerne Kassettendecke mit Randkonsolen. Trotz der stark erneuerten Oberflächen dürften auch diese beiden Decken noch dem Spätrenaissancebestand des frühen 17. Jahrhunderts zuzurechnen sein. Die Trennwand zwischen den beiden nördlichen Eckräumen zeigt unter dem Verputz eine kräftig dimensionierte Fachwerkkonstruktion, zu deren Alter (16. Jh. oder k.n. 1600) momentan keine Hinweise vorliegen. Gemauerte Heizkammern vor der Südseite der diese beiden Räume nach Süden begrenzenden Querwand zeigen, dass beide Räume über Hinterladeröfen von außen her beheizt werden konnten. Der große südwestliche Eckbereich des ersten Obergeschosses war noch 1876 gänzlich ungeteilt. In seiner Nordwestecke führte damals eine zweiläufige Treppe ins zweite Obergeschoss empor. Sie wurde im Zuge der Umbaumaßnahmen von 1876 herausgenommen. Der südliche Bereich wurde den vorhandenen Bauakten zufolge um 1924 durch eine Querwand abgetrennt. An der Decke dieses abgetrennten Raumes befindet sich eine Bretterbalkendecke mit Balken mit Pfeilherzdekor des 15. Jahrhunderts befindet. Vermutlich wurde diese Decke 1924 aus den Resten einer anderswo ausgebauten mittelalterlichen Bretterbalkendecke zusammengefügt und zu musealen Zwecken als nichttragende Unterdecke hier eingebaut.
Im Bereich des östlich anschließenden Hofes wurden die Obergeschosse des Laubenganges an Nord- und Ostseite um 1889 mit dem heutigen Fachwerkobergeschoss versehen. Dieses ersetzte ein etwas schmäleres Vorgängergeschoss, das zumindest an der Ostseite ebenfalls in Fachwerk ausgeführt war. Diese Veränderungen waren schon 1876 geplant, wurden jedoch erst ab 1889 ausgeführt. Ältere Substanz kann sich damit hier nur in der Ostwand des östlichen Flügels erhalten haben, die jedoch wie die anderen Bauteile auch nicht genauer untersucht werden konnte.
Südlich des Hofes zeigt der kleine Flügel an der Westseite einen geräumigen Treppenvorplatz mit einer einfachen Kassettendecke in Spätrenaissanceformen. Die flachen Profile lassen allerdings vermuten, dass die Decke auf die Umbauten von 1876 zurückgeht, bei denen auch die vom Erdgeschoss heraufführende Treppe entstand, und nicht auf die Umbauten des frühen 17. Jahrhunderts. Südwestlich schließt sich daran eine gemauerte Wendeltreppe an, die mit einer hohlen Spindel vom ersten Obergeschoss aus bis in das erste Dachgeschoss aufsteigt und dort zuoberst an ihrem letzten Stein der Spindel mit der eingemeißelten Jahreszahl 1601 datiert ist. Ein ebendort befindliches Steinmetzzeichen wird von Reinhard Wortmann dem Ulmer Steinmetzen Peter Schmid zugewiesen (Zeitungsbericht von 1974, frdl. Mitteilung Christoph Kleiber). Damit gehört auch die Wendeltreppe den Umbauten des frühen 17. Jahrhunderts an. Östlich von ihr befindet sich ein kleines Räumchen, das mit einem Kreuzgratgewölbe überdeckt ist, welches ebenfalls noch dieser frühen Zeit angehören könnte.
In der Ostwand des Treppenvorplatzes befindet sich eine Türöffnung, die in einer hohen, rundbogig gewölbten Nische steckt und ein Kalksteingewände mit Reniassanceornamentik besitzt. Sie dürfte ebenfalls auf die Zeit kurz nach 1600 zurückgehen. Sie führt in einen rechteckigen Raum, an dessen Westwand sich neben der Tür eine Ofennische mit vermauerter Heizöffnung befindet. Ostseitig daran schließt dann am äußersten Flügelende, über die Flucht des Laubenganges nach Osten hinaus vorstehend, die kleine Hauskapelle an. Sie besitzt ein zweijochiges Schiff und einen einjochigen, polygonalen Chorraum. Der Innenraum ist mit einem spätgotischen Kreuzrippengewölbe in den Formen des späten 14. oder des frühen 15. Jahrhunderts überdeckt. Im Schiff öffnen sich zwei Spitzbogenfenster nach Süden hin, während im Chor nur ein spitzbogiges Maßwerkfenster mit tönernem Maßwerk im Scheitelbereich offen liegt. Ältere restauratorische Sondagen haben jedoch gezeigt, dass sich auch in zumindest drei der vier vermauerten Schildwände einst spitzbogige Maßwerkfenser befanden und der Chorraum damit ringsum belichtet war und somit ursprünglich auch ringsum freigestanden haben muss. Im Gewölbescheitel befinden sich Schlusssteine mit den Wappen der Familie Ehinger, sodass wir es hierbei mit der spätgotischen Hauskappelle der Familie Ehinger zu tun haben. Diese wurde nach Aussage der archivalischen Unterlagen 1372 gestiftet, wobei unklar ist, ob der heutige Bestand direkt in jene Zeit oder auf eine etwas jüngere Baumaßnahme (im frühen 15. Jahrhundert) zurückgeht.

Das 2. Obergeschoss
Das zweite Obergeschoss des Hauptgebäudes entspricht in seiner Struktur weitgehend dem ersten Obergeschoss, doch sind hier alle Räumlichkeiten mit aufwendigen Stuckdecken des frühen 17. Jahrhunderts ausgestattet.
Die Außenwände zeigen wieder im Grundrissbild homogene, dünne Mauerwerksscheiben, die wie im ersten Obergeschoss eher frühneuzeitlich denn mittelalterlich zu datieren sind und vermutlich der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts angehören.
Die westliche Außenwand besaß schon um 1876 die heutigen großen Fensteröffnungen, von denen die nördlichste heute zugemauert ist, aber als gewölbte Nische noch ablesbar geblieben ist. Am südlichen Wandende wurde die heutige große Durchgangsöffnung 1924 geschaffen, als eine schon vor 1924 angelegte kleine Durchgangsöffnung auf die heutige Breite vergrößert wurde.
Die nördliche Außenwand besaß schon 1876 die heutigen vier Fensteröffnungen mit ihren gewölbten Nischen. Wie bei den zwei Fenstern am nördlichen Ende der Westwand weisen Renaissancestuckierungen im Bogenbereich darauf hin, dass diese Nischen dem Spätrenaissancebestand des frühen 17. Jahrhunderts zuzurechnen sind.
Die östliche Außenwand besaß ebenfalls schon um 1876 die drei großen Fenster in ihren gewölbten Nischen in der nördlichen Wandhälfte. Die beiden nördlichen zeigen im Bogenfeld ebenfalls Deckenstuck der Spätreniassance.
In der südlichen Wandhälfte finden wir zwei Türöffnungen mit reich in Spätrenaissanceformen gezierten Kalksteingewänden, die den Umbauten des frühen 17. Jahrhunderts zuzurechnen sind. Die nördliche von ihnen führt auf den östlich gelegenen Treppenvorplatz, die südliche direkt in den hier liegenden Wendeltreppenschacht. Sie ist auf der Ostseite durch die eingemeißelte Jahreszahl 1602 datiert und damit ebenfalls als Spätreniassancebestand des frühen 17. Jahrhunderts ausgewiesen.
Das Innere des zweiten Obergeschosses wird wiederum durch eine durchgängige Mittellängswand und eine Querwand im nördlichen Drittelspunkt unterteilt. Diese Wandscheiben bestanden den vorhandenen Planunterlagen zufolge schon um 1876. Auf sie beziehen sich aber auch alle Reniassancedeckenfelder, sodass wir davon ausgehen können, dass diese Wandachsen spätestens mit den Umbauten an der Wende zum 17. Jahrhundert entstanden sind.
Der nordwestliche Eckraum zeigt eine reiche kassettierte Stuckdecke mit vierpassförmigem Mittelfeld, die dem Bestand der Wende zum 17. Jahrhundert zuzurechnen ist. sie zeigt reichen Stuckdekor mit ornamentalem und floralem Zierrat, mit Köpfen und einem mit Konsolen und Köpfen besetzten Randfries. In der Ostwand verbirgt sich unter dem Verputz eine kräftig dimensionierte Fachwerkkonstruktion, während die hier in der Mitte der Wand befindliche Türöffnung beidseitig ein sehr aufwendiges, mit Pilastern und Säulen besetztes hölzernes Portal in Spätreniassanceformen zeigt.
Der nordöstliche Eckraum zeigt eine aufwendige hölzerne Kassettendecke mit reichem Schnitzzierrat, mit Köpfen und Konsolfries in den Formen der späten Reniassance, mit einem quadratisch eingefassten runden Mittelfeld. Die in der Mitte der Südwand gelegene Tür ist wie die Tür in der Ostwand mit einer aufwendigen, säulenbesetzten hölzernen Rahmung in Reniassanceformen verziert.
Der große, wie im ersten Obergeschoss saalartige südöstliche Eckraum, der sich über zwei Drittel der Hauslänge und die halbe Hausbreite erstreckt, weist wiederum eine sehr aufwendige, kassettierte Stuckdecke der Spätreniassance auf. Sie ist wie die Decke im nordwestlichen Eckraum reicht mit floralem und ornamentalen Zierrat, auch mit Kopfen und Konsolen reich verziert. Die teils runden, teils vierpassförmigen Mittelfelder sind mit Wappenschilden versehen, die die Wappen des Daniel Kiechel sowie seiner ersten und seiner zweiten Frau zeigen. Dies lässt vermuten, dass die Deckenstuckierung in der Zeit von Tod und Wiederverheiratung erfolgte und damit ebenfalls unmittelbar nach der Wende zum 17. Jahrhundert stattfand (Zeitungsartikel von Reinhard Wortmann von 1973, frdl. Mitteilung Christoph Kleiber). Eine gemauerte Heizkammer mit Nischenfries und den Figuren der Heiligen Drei Könige in der Nordwestecke des Raumes gestattete die Beheizung des nordöstlichen Eckraumes über einen Hinterladerofen.
Der südwestliche Eckbereich des zweiten Obergeschosses war um 1876 gänzlich ungeteilt. Erst modern wurde das nördliche Drittel durch eine Leichtbauwand abgetrennt. Die drei Deckenfelder mit teils einfachen, teils aufwendigeren Deckenstuckierungen der Spätrenaissance zeigen jedoch, dass sich hier im ursprünglichen Zustand des frühen 17. Jahrhunderts einst drei etwa gleichgroße Einzelräume befanden. Damit war im zweiten Obergeschoss in jener Zeit ein Grundriss mit zwei großen Eckräumen an der Nordseite, dem saalartigen Flurbereich in der Südostecke sowie drei kleinen Einzelräumen im südwestlichen Bereich ausgebildet.
Im östlich gelegenen Hofbereich stammen die Dachwerke über den Obergeschossen des Nord- und des Ostflügels des Laubenganges aus der Zeit von deren Erneuerung ab 1889.
An der Südseite des Flügels zeigt der kleine Bau in der westlichen Hälfte wieder einen geräumigen Treppenvorplatz ohne aufwendigeren Zierrat, während sich südlich die bis ins erste Dachgeschoss emporsteigende, inschriftlich auf 1601 datierte Wendeltreppe anschließt. Östlich des Treppenvorplatzes befindet sich im östlichen Teil der Südseite des Hofes ein größerer rechteckiger Raum, der wiederum eine aufwendige kassettierte Stuckdecke in den Formen der Spätreniassance zeigt und vermutlich ebenfalls dem Bestand des frühen 17. Jahrhunderts entstammt. An der Südseite des Raumes finden wir einen Pfeiler mit flachen Nischen und Stuckzierrat des frühen 17. Jahrhunderts. Weiter östlich folgt der heute modern verkleidete Dachraum über dem Chorbereich der Kapelle. Hier sollten den vorhandenen Bauakten zufolge um 1888 noch ein neues Vollgeschoss und darüber ein flaches Satteldach anstelle des damals abgebrannten vorherigen Dachwerkes aufgesetzt werden, doch kamen diese Arbeiten anscheinend nicht in dieser Form zur Ausführung.

Das Dachwerk
Haupthaus
Den oberen Abschluss des Hauptgebäudes bildet ein steil geneigtes, viergeschossiges Satteldach mit gemauerten Dreiecksgiebeln im Norden und im Süden. Es konnte dendrochronologisch in die Zeit um 1537/38 datiert werden. Dies bedeutet, dass das Kiechelhaus keinen Neubau des frühen 17. Jahrhunderts darstellt, wie man aufgrund der überreichen Renaissanceausstattung von Erdgeschoss und Obergeschossen vielleicht hätte vermuten können, sondern dass es sich bei ihm um einen mindestens bis 1537/38 zurückgehenden Bau handelt, der zu Beginn des 17. Jahrhunderts in uns nicht genauer bekannten Umfang umgebaut, jedenfalls aber in Erd- und Obergeschossen vollständig und sehr reich neu ausgestattet wurde.
Bei dem um 1537/38 errichteten Dachwerk handelt es sich, wie der Baubefund erkennen lässt, von wenigen Ausnahmen abgesehen um eine einheitliche, relativ unverändert überkommende Konstrukton.
Im ersten Dachgeschoss treffen wir auf eine durchgängige Kehlbalkenlage, die auf seitlichen liegenden Stuhlsäulen und einem doppelten stehenden Stuhl im Inneren abgestützt ist. Die liegenden Stühle besitzen mit Versatz gezapfte Stuhlstreben. Der Windverband zur Längsaussteifung fehlt heute weitgehend (oder ganz?), besaß aber ursprünglich eine zweifache Verriegelung. Der doppelte stehende Stuhl zeigt einfache rechteckige Stuhlständer mit quadratischem Fuß und Kopf sowie einer Längs- und Queraussteifung aus geschweiften Kopfstreben. Das Gespärre ist unterseitig modern verkleidet und damit nicht einsehbar. Es wird an beiden Dachseiten von mehreren, vermutlich modernen Dachgauben durchbrochen.
Die nördliche Giebelscheibe dürfte wie in den obersten Dachgeschossen in Backstein gemauert sein und zeigt vier kleine Stichbogenfenster in stichbogigen Nischen sowie eine außermittig gelegene, gleichfalls stichbogig gewölbte Ladeluke. Bei allen diesen Öffnungen dürfte es sich um bauzeitliche Öffnungen handeln. Die Stuhlkonstruktion des Dachwerkes endet mit einem voll entwickelten Endbund stumpf hinter der Giebelscheibe.
Die südliche Giebelscheibe dürfte wie in den obersten Dachgeschossen in Backstein gemauert sind und zeigt mittig ein größeres Fenster in gewölbter Nische, seitlich hingegen schmale Schlitzfenster in flacher, gewölbter Nische. Zumindest die beiden letzteren dürften dem bauzeitlichen Bestand zuzurechnen sein. Die Dachkonstruktion endet mit einem voll entwickelten Endbund an der Innenseite der südlichen Giebelscheibe.
Der Endbund wird teilweise vom Giebelmauerwerk umschlossen, sodass wir vermuten dürfen, dass Dachkonstruktion und Giebelscheibe auf dieselbe Bauphase zurückzuführen sind.
Im Inneren des Dachraumes treffen wir auf einen sich an den Achsen der Stuhlkonstruktion orientierenden Dachausbau. Einzelne Wandscheiben sind als Leichtbauwände und damit als moderne Ausbauten zu erkennen. Andere Wandachsen sind massiv und momentan zeitlich nicht genauer zuzuordnen. Wahrscheinlich handelt es sich überwiegend um Ausbauten im Zusammenhang mit dem Ausbau des Gebäudes als Museum im ausgehenden 19. oder frühen 20. Jahrhundert. Auf Plänen von 1924 ist dann schon ein vollständiger Ausbau mit Mittelflur und seitlichen Einzelräumen dargestellt.
Einen vermutlich gleichfalls nicht sehr alten Einbau stellt ein zusätzlicher Unterzug direkt östlich des nördlichen Endes des östlichen Stuhllängsbundes dar, der an seinem südlichen Ende auf einer breit gefasten und an den Fasen mit aufwendigen Anläufen versehenen Holzsäule aufsitzt.
Vermutlich handelt es sich hierbei um Bauteile des ausgehenden 19. oder frühen 20. Jahrhundert, vielleicht gar erst der Zeit um oder kurz vor 1924. Vermutlich diente diese Konstruktion der Entlastung der Decke über dem nordöstlichen Eckraum des zweiten Obergeschosses.
Im östlichen Abschnitt des zweiten freien Stuhlquerbundes von Süden finden wir Reste eines von der Dachbalkenlage aus bis ins zweite Dachgeschoss emporlaufenden Hängewerkes mit mittiger Hängesäule und ins zweite Dachgeschoss aufsteigenden Streben. Während sich die Streben in diesem Dachgeschoss noch erhalten haben, ist die Hängesäule gekappt, aber noch als Stummel im Deckenbereich erkennbar. Im zweiten Dachgeschoss hat sich von diesem Hängewerk noch die Hängesäule erhalten, während die seitlichen Streben verloren gegangen sind. Offensichtlich sollte hiermit die Decke über dem großen südöstlichen Eckraum des ersten Obergeschosses entlastet werden. Möglicherweise handelt es sich hierbei um eine Konstruktion, die im Zusammenhang mit den Umbauten des frühen 17. Jahrhunderts angelegt wurde.
Im zweiten Dachgeschoss treffen wir ebenfalls auf eine mit dem Gespärre verzapfte Kehlbalkenlage. Diese wird seitlich wieder von einem liegenden Dachstuhl wie im ersten Dacheschoss und mittig von einem einzelnen stehenden Stuhlbund wie im Erdgeschoss unterstützt. Die Ausbildung der Stühle ist jeweils mit jener im ersten Dachgeschoss identisch. Die Dachseiten sind modern verkleidet, sodass Gespärre und Windverband nicht einsehbar sind. In der Achse des mittigen stehenden Stuhles lassen sich noch Rese einer einstigen Schwelle erkennen.
Die nördliche Giebelscheibe dürfte wie in den darüberliegenden Dachgeschosen in Backstein gemauert sein. Sie zeigt drei kleine stichbogige Fenster in stichbogigen Nischen sowie eine außermittig angeordnete, sitchbogige Ladeluke. Hierbei dürfte es sich jeweils um bauzeitliche Öffnungen handeln. Die Dachkonstruktion endet mit einem eigenen, voll entwickelten Stuhlquerbund stumpf hinter der Giebelscheibe.
Die südliche Giebelscheibe dürfte ebenfalls wie in den darüberliegenden Dachgeschossen in Backstein gemauert sind. Sie zeigt zwei kleine schlitzartige Fensterchen in flachen, stichbogigen Nischen. Bei ihnen dürfte es sich um bauzeitliche Öffnungen handeln. Die Dachkonstruktion endet mit einem eigenen, voll entwickelten Stuhlquerbund stumpf hinter der Giebelscheibe.
Im Inneren des Dachraumes treffen wir im südlichen Teil auf einen Dachausbau aus modernen Leichtbauwänden, der in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts datieren dürfte. Hinweise auf einen vorhergehen den, vielleicht gar historischen Dachausbau sind nicht zu erkennen. Einzelne eiserne Hängestäbe weisen darauf hin, dass Teile der Deckenlasten über dem ersten Dachgeschoss (vielleicht auch aus dem zweiten Obergeschoss) nachträglich nach oben in das zweite Dachgeschoss gehängt worden sind. Am östlichen Ende des zweiten freien Stuhlquerbundes von Süden treffen wir auf die Reste des schon im ersten Dachgeschoss an dieser Stelle festgestellten einstigen Sprengwerkes. Hier hat sich noch die zugehörige Hängesäule erhalten, während die seitlichen Streben abgängig sind.
Im dritten Dachgeschoss Ist keine eigene Stuhlkonstruktion vorhanden. Das Gespärre ist raumseitig verkleidet und nur schlecht aus dem vierten Dachgeschoss herab einsehbar. Das Kehlgebälk liegt frei und hat sich noch geschlossen erhalten.
Die nördliche Giebelscheibe ist in Backstein gemauert. Die nur dünne Wandscheibe zeigt randliche und eine mittige gemauerte Wandvorlage. Mittig ist westseitig eine stichbogig gewölbte Ladeluke, ostseitig ein kleines stichbogiges Fenster in stichbogiger Nische im Backsteinverband angelegt. Bei beiden Öffnungen scheint es sich um bauzeitliche Öffnungen zu handeln.
Die südliche Giebelscheibe ist ebenfalls in Backstein gemauert. Sie zeigt zwei kleine, schlitzartige Fensterchen in stichbogigen Nischen. Beide Öffnungen scheinen zum bauzeitlichen Bestand zu gehören. Einbauten sind im Dachraum nicht vorhanden. Hinweise auf einstige ältere Einbauten sind nicht zu erkennen. In der Kehlbalkenlage finden wir einzelne nachträgliche Kaminlöcher.
Im vierten Dachgeschoss ist ebenfalls keine Stuhlkonstruktion vorhanden. Das Gespärre liegt frei und hat sich, abgesehen von einzelnen Auswechselungen des Gebälkes, noch weitgehend vollständig erhalten.
Die nördliche Giebelscheibe ist in Backstein gemauert. Die Wandscheibe besitzt eine mittige gemauerte Wandvorlage. Westlich von ihr befindet sich ein kleines stichbogiges Fenster in einer stichbogigen Nische. Dabei dürfte es sich um eine bauzeitliche Öffnungen handeln.
Die südliche Giebelscheibe ist ebenfalls in Backstein gemauert und zeigt eine mittige gemauerte Wandvorlage. Westlich von ihr befindet sich ein kleines vermauertes Fensterchen.
Ausbauten im Inneren des Dachraumes sind nicht vorhanden, Hinweise auf ältere, vielleicht gar historische Ausbauten fehlen. Das Gespärre zeigt mehrfach Spuren von in der Regel nachträglichen Kamindurchführungen.

Seitenflügel
Der Seitenflügel an der Südseite des Hofes zeigt in seinem westlichen Teil ein zweigeschossiges Satteldach mit Dreiecksgiebeln gegen Norden und Süden. Dieses Dachwerk konnte auf dendrochronologischem Wege in die Zeit um 1574/75 (mit Vorbehalt) datiert werden. Es handelt sich um ein zur Gänze in Nadelholz abgezimmertes Sparrendach mit mittiger, mit dem Gespärre verzapfter Kehlbalkenlage. Diese wird im ersten Dachgeschoss von einem seitlichen liegenden Stuhl mit zwei inneren Stuhlquerbünden unterstützt. Der Queraussteifung des Stuhles dienen mit Versatz verzapfte Kopfstreben, während die Längsaussteifung über von den Stuhlsäulen paarweise aufsteigende Bänder erfolgte, die an ihrem Kopf an die Stuhlrähme angeblattet waren. Sie haben sich nur noch im nördlichen Teil der westlichen Dachseite erhalten, während sie im östlichen Teil abgängig, aber noch über die zugehörigen Blattsassen ablesbar sind.
Nach Süden hin endete die Dachkonstruktion in einem eigenen, heute weitgehend abgängigen Stuhlquerbund vor der südlichen Giebelscheibe. Diese war als dünne Wandscheibe mit innenseitigen Mauervorlagen in Backstein aufgemauert. An der Nordseite bindet die Dachkonstruktion sauber in die demnach gleichzeitige nördliche Giebelscheibe ein. Diese ist als einriegelige Fachwerkkonstruktion mit kurzen Fußstreben ausgebildet.
Die heutige Befensterung sitzt auf einem modernen Riegel auf und ist sicherlich umfangreicher als im Originalzustand. Im zweiten Dachgeschoss ist in der nördlichen Giebelscheibe ein Andreaskreuz ausgebildet. Nachträglich in das Dachwerk eingeschnitten ist in dessen Südwestecke die aus dem ersten Obergeschoss emporsteigende, am Ende ihrer Spindel auf 1601 datierte Wendeltreppe der Spätreniassance. Es ist gut zu erkennen, dass ihre Wandungen nachträglich in den Dachraum eingestellt wurden, und dass die Dachkonstruktion für sie im südwestlichen Eckbereich herausgenommen werden musste.
Abbundzeichen im Dachwerk gehen von der Nordwestecke als Bezugsachsenschnittpunkt aus und zählen am Gespärre mit römischen Ziffern von Norden nach Süden.
Über dem östlichen Teil des Seitenflügels befindet sich ein nur flach geneigtes Satteldach mit dünnen Nadelholzsparren mit hellen Oberflächen, das dem 18. oder dem 19. Jahrhundert entstammen dürfte. Es endet nach Osten hin in einer Fachwerkgiebelscheibe mit zweifacher Verriegelung und Backsteinausfachung, in die mittig zwei kleine Fensterchen eingelassen sind und die vermutlich mit dem Dachwerk gleichzeitig ist.

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