Datenbank Bauforschung/Restaurierung

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Sog. Steinhaus, ehem. Fruchtkasten und Gefängnis

ID: 179434508616  /  Datum: 04.05.2016
Datenbestand: Bauforschung und Restaurierung
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Objektdaten

Straße: Pfarrgasse
Hausnummer: 26
Postleitzahl: 74354
Stadt-Teilort: Besigheim

Regierungsbezirk: Stuttgart
Kreis: Ludwigsburg (Landkreis)
Wohnplatzschlüssel: 8118007001
Flurstücknummer: keine
Historischer Straßenname: keiner
Historische Gebäudenummer: 94
Lage des Wohnplatzes: Lage des Wohnplatzes
Geo-Koordinaten: 48,9982° nördliche Breite, 9,1437° östliche Länge

Kartenansicht (OpenStreetMaps)

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Objektbeziehungen

Ist Gebäudeteil von:
1. Gebäudeteil: Pfarrgasse

Besteht aus folgenden Gebäudeteilen:
keine Angabe

Umbauzuordnung

keine

Bauphasen

Kurzbeschreibung der Bau-/Objektgeschichte bzw. Baugestaltungs- und Restaurierungsphasen:

Das Steinhaus liegt direkt am Oberen Tor und ist mit diesem durch einen begehbaren Steinbogen verbunden. Über den genauen Zeitpunkt seiner Erbauung liegen keine schriftlichen Quellen. Es wurde später als das Obere Tor, vermutlich in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts oder zu Beginn des 14. Jahrhunderts von der Besigheimer Herrschaft als Burghaus errichtet. (a) Die früheste schriftliche Nachricht stammt aus einer Kaufurkunde aus dem Jahr 1413. Spätestens ab 1522 und bis ins 18. Jahrhundert hinein diente es als herrschaftlicher Fruchtkasten. Einem Lagerbuch von 1555 ist zu entnehmen, dass sich unter dem Fruchtkasten ein Keller und ein Bundhaus befanden. 1744 wird in einem kleinen Anbau über dem Kellerhaus des Steinhauses, in dem sich zuvor das "Kelterhäusle" befand, eine kleine Wohnung errichtet. Um 1784 wird der Anbau an der Nordseite des Steinhauses wegen Baufälligkeit abgebrochen und 1799/1800 durch ein Blockhaus, das als Wintergefängnis diente, ersetzt. 1814 wird das Steinhaus zu einem "Criminalgefängnis" mit Wohnung für den Gerichtsdiener und Stall umgebaut. Bis zu Schließung im Jahr 1949 diente es als Amtsgerichts- und Jungendgefängnis. Nach dem Übereignung an die Stadt Besigheim 1967 folgt 1971 eine Teilinstandsetzung des Steinhauses und 1983 die Restaurierung des Blockhauses. Seit der Sanierung und dem Umbau des Steinhauses zwischen 2000-04 dient es als städtische Musikschule und als Ausstellungs- und Kulturhaus.


1. Bauphase:
(1250 - 1310)
Vermutete Erbauung des Steinhauses: zwischen 2. Hälfte 13.Jh. und Beginn des 14. Jh.
Betroffene Gebäudeteile:
Betroffene Gebäudeteile
  • Erdgeschoss
  • Obergeschoss(e)
  • Dachgeschoss(e)
Lagedetail:
  • Siedlung
    • Stadt

2. Bauphase:
(1413)
Früheste schriftliche Nachricht über das Steinhaus in einer Kaufurkunde. Die adelige Witwe Klara vom Stein und deren Bruder Hans vom Stein verkaufen die Hälfte des Steinhauses zu Besigheim: "... den halbteyl des stainin hus zu Besenkem in der statt gelegen by dem obern turn ...". Das Burghaus, das hier nach seiner Bauart als steinernes Haus bezeichnet wird, bleibt künftig im Besitz der Herrschaft. (a)
Betroffene Gebäudeteile:
keine

3. Bauphase:
(1522)
Später dient das Steinhaus als herrschaftlicher Fruchtkasten. Das geht erstmals aus dem Lagerbuch des Jahres 1522 hervor, wo unter den herrschaftseigenen Gütern genannt wird: "Ain Stainin Hus oben inn der Statt, daruff man pflegt gnädigster Herrschaft Frucht zu schütten und zum Casten eigend ... daby ain Gartt den man nempt den Staingartt, hat bisher der Amtmann (= Untervogt) in Benutzung gehapt." (a)
Betroffene Gebäudeteile:
keine

4. Bauphase:
(1555)
Dem Lagerbuch des Jahres 1555 ist erstmals zu entnehmen, dass sich unter dem Steinhaus ein Keller befindet und dass auch ein Bandhaus eingerichtet wurde: "... ein Steinhaus oben inn der Statt bey dem obern grossen Thurn und der Stattmauren gelegen, daruff man pflegt der Herrschaft Frucht zu schütten, darund ist ein Bindthaus und Keller." "... ain Plaz daran gelegen, ist vor Jaren der Steigartt genannt worden, daruff ist zum Theil mit einem newen Kellterhaus mit einer Kornschüttin und zweyen Kellterbäumen verbauwen, zwüschen der Stattmauren, und der Kirchstrassen gelegen." Die Kelter im Bereich der ehemaligen oberen Burg wurde allerdings im Jahr 1699 durch einen Sturm zerstört. (a)
Betroffene Gebäudeteile:
keine

5. Bauphase:
(1744)
Die Nutzung des Steinhauses als Fruchtkasten ist noch im 18. Jahrhundert nachzuweisen. So nennen die 1744 angelegten Güterbücher "Einen großen Fruchtkasten, oben in der Statt, das Steinhaus genannt, samt einer a part kleinen Bewohnung allda und einem neulich angelegten Kuchengartten, worauf ehedem eine Kelter gestanden, an der Stattmauer." Wie aus den Vogteirechnungen hervorgeht, handelt es sich bei der abgesonderten kleinen Wohnung um einen über dem Kellerhals des Steinhauses errichteten Anbau, der vormals als "Kelterhäusle" gedient hatte und nun gegen einen geringen Jahreszins als Wohnung vermietet wurde. (a)
Betroffene Gebäudeteile:
keine

6. Bauphase:
(1784)
Das Brandversicherungskataster des Jahres 1784 verzeichnet "Das sogenannte Steinhaus oder Herrschaftl. Fruchtkasten, darunter eine Wagenhütte, mit einem angebauten kleinen Wohnhäusle und einem schönen Keller darunter." Eine spätere Streichung und ein Nachtrag markieren den Abgang des Wohnhäuschens, das schließlich wegen Baufälligkeit abgebrochen wurde. (a)
Betroffene Gebäudeteile:
keine

7. Bauphase:
(1799 - 1800)
Anstelle des abgegangenen Anbaus wurde 1799/1800 über dem Kellerhals des Steinhauses nach den Plänen eines Baumeisters Etzel das sogenannte Blockhaus als Wintergefängnis (beheizbar) erbaut. (a)
Betroffene Gebäudeteile:
keine

8. Bauphase:
(1814)
Einrichtung eines Oberamtsgefängnisses: das Steinhaus wurde als "Criminalgefängnis" umgebaut, wo auch die Wohnung des Gerichtsdieners und ein Stall untergebracht waren. Im Blockhaus waren weiterhin Gefängniszellen vorhanden. (a)
Betroffene Gebäudeteile:
keine

9. Bauphase:
(1949)
Schließung des früheren Amtsgerichtsgefängnisses im Steinhaus, das zuletzt als Jugendgefängnis Verwendung gefunden hatte. Das Gebäude stand nun bis auf die Wohnung des früheren Vollzugsbeamten im ersten Obergeschoss leer, die noch bis in die 60er Jahre bewohnt wurde. (a)
Betroffene Gebäudeteile:
keine

10. Bauphase:
(1967)
Die Stadt Besigheim erwirbt das Steinhaus vom Land Baden Württemberg. Der Übereignungsvertrag datiert vom 10. November 1967. In den nächsten Jahren Nutzung durch Technisches Hilfswerk (THW), und verschiedene Vereine.
Betroffene Gebäudeteile:
keine

11. Bauphase:
(1971)
Teilinstadsetzung. (a)
Betroffene Gebäudeteile:
keine

12. Bauphase:
(1973)
Anfang des Jahres 1973 wurde dem THW auch der Steinhauskeller überlassen.
Betroffene Gebäudeteile:
keine

13. Bauphase:
(1974)
Seit 1974 wird auch das zweite und dritte Obergeschoss vom THW genutzt.
Betroffene Gebäudeteile:
keine

14. Bauphase:
(1983)
Im Jahr 1983 wurde das an der Nordseite des Steinhauses angebaute Blockhaus nach historischen Befunden restauriert.
Betroffene Gebäudeteile:
keine

15. Bauphase:
(2000 - 2004)
Sanierung mit grundlegendem Umbau.
Betroffene Gebäudeteile:
keine

16. Bauphase:
(2004)
Einweihung als städtische Musikschule, Ausstellungs- und Kulturhaus.
Betroffene Gebäudeteile:
keine

Besitzer:in

1. Besitzer:in:
(1413)
Clara vom Stein
Bemerkung Familie:
Witwe
Bemerkung Besitz:
besitzt
Beschreibung:
Steinhaus
Beruf / Amt / Titel:
keiner
Betroffene Gebäudeteile:
keine

2. Besitzer:in:
(1413)
Hans vom Stein
Bemerkung Familie:
Bruder der Clara vom Stein
Bemerkung Besitz:
besitzt
Beschreibung:
Steinhaus
Beruf / Amt / Titel:
keiner
Betroffene Gebäudeteile:
keine

3. Besitzer:in:
(1413 - 1522)
Markgraf von Baden
Bemerkung Familie:
Bemerkung Besitz:
kauft 1/2
Beschreibung:
Steinhaus
Beruf / Amt / Titel:
keiner
Betroffene Gebäudeteile:
keine

4. Besitzer:in:
(1522 - 1555)
Herrschaft Baden
Bemerkung Familie:
Bemerkung Besitz:
besitzt komplett
Beschreibung:
Steinhaus
Beruf / Amt / Titel:
keiner
Betroffene Gebäudeteile:
keine

5. Besitzer:in:
(1555 - 1595)
Herrschaft Baden
Bemerkung Familie:
Bemerkung Besitz:
besitzt
Beschreibung:
Steinhaus, Keller
Beruf / Amt / Titel:
keiner
Betroffene Gebäudeteile:
Betroffene Gebäudeteile
  • Untergeschoss(e)

6. Besitzer:in:
(1595)
Herrschaft Württemberg
Bemerkung Familie:
Bemerkung Besitz:
besitzt
Beschreibung:
Steinhaus, Keller
Beruf / Amt / Titel:
keiner
Betroffene Gebäudeteile:
Betroffene Gebäudeteile
  • Untergeschoss(e)

7. Besitzer:in:
(1967)
Besigheim, Stadt
Bemerkung Familie:
Bemerkung Besitz:
Erwirbt vom Land Baden Württemberg
Beschreibung:
Beruf / Amt / Titel:
keiner
Betroffene Gebäudeteile:
keine

Fotos

Abbildungsnachweis
Ansicht von Nordwest / Sog. Steinhaus, ehem. Fruchtkasten und Gefängnis in 74354 Besigheim (2007 - Denkmalpflegerischer Werteplan, Gesamtanlage Besigheim, Regierungspräsidium Stuttgart)
Abbildungsnachweis
Ansicht von Süden / Sog. Steinhaus, ehem. Fruchtkasten und Gefängnis in 74354 Besigheim (2007 - Denkmalpflegerischer Werteplan, Gesamtanlage Besigheim, Regierungspräsidium Stuttgart)
Abbildungsnachweis
Historische Ausnahme; Ansicht von Südost / Sog. Steinhaus, ehem. Fruchtkasten und Gefängnis in 74354 Besigheim (Stadtarchiv Besigheim)

Zugeordnete Dokumentationen

Beschreibung

Umgebung, Lage:
Am südlichen Rand der historischen Altstadt gelegen und nach Osten durch die schmale Pfarrgasse vom Schochenturm (Oberer Turm) getrennt, über den Bogen des Oberen Tores ist er mit dem Schochenturm verbunden. Südlich grenzt die innere Stadtmauer an.
Lagedetail:
  • Siedlung
    • Stadt
Bauwerkstyp:
  • Anlagen für Bildung, Kunst und Wissenschaft
    • Schule, Kindergarten
Baukörper/Objektform (Kurzbeschreibung):
Viergeschossiger Massivbau aus unverputztem Bruchsteinmauerwerk, hohes Satteldach mit nach Norden abgewalmter Giebelspitze (Schopfwalm), Fenster im 4.OG mit Sandsteinfaschen.

Nach Norden ist ein zweigeschossiges verputztes Wohnhaus mit Walmdach angebaut (Pfarrgasse 24a, Sachgesamtheit).

Als maßgeblicher Rest der Oberen Burg hat der mächtige mittelalterliche Baukörper für die Stadtgeschichte und Stadtsilhouette einen sehr hohen exemplarischen und dokumentarischen Wert. (a)
Innerer Aufbau/Grundriss/
Zonierung:
keine Angaben
Vorgefundener Zustand (z.B. Schäden, Vorzustand):
Steinhaus: Umbauten im 19. Jahrhundert, 1971 Teilinstandsetzung, grundlegende Sanierung 2001
Bestand/Ausstattung:
Rest der ehemaligen Oberen Burg, Mauerwerk aus dem 13. Jahrhundert, Holzwerk 1423 dendrochronologisch bestimmt.

Konstruktionen

Konstruktionsdetail:
  • Verwendete Materialien
    • Stein
  • Steinbau Mauerwerk
    • Bruchstein
  • Dachform
    • Satteldach mit Schopfwalm (Krüppelwalm)
Konstruktion/Material:
keine Angaben

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