Wohnhaus, Niedere Strasse 13
Datenbestand: Bauforschung
Objektdaten
Straße: | Niedere Straße |
Hausnummer: | 13 |
Postleitzahl: | 78050 |
Stadt-Teilort: | Villingen |
|
|
Regierungsbezirk: | Freiburg |
Kreis: | Schwarzwald-Baar-Kreis (Landkreis) |
Wohnplatzschlüssel: | 8326074020 |
Flurstücknummer: | keine |
Historischer Straßenname: | keiner |
Historische Gebäudenummer: | keine |
Lage des Wohnplatzes: |
Kartenansicht (OpenStreetMaps)
Tonstudio des Labels MPS, Richthofenstraße 1/1 (78050 Villingen)
Ehem. Zehntscheuer, Universität Freiburg, Rietgasse 11 (78050 Villingen)
Wohnhaus, Rietgasse 1 (78050 Villingen)
Wohnhaus, Rietgasse 22 (78050 Villingen)
Wohnhaus, Rietgasse 24 (78050 Villingen)
Fanziskanermuseum, ehem. Franziskanerkloster, Rietgasse 2 (78050 Villingen)
Wohn- und Geschäftshaus, Rietstraße 16 (78050 Villingen)
Wohn- und Geschäftshaus, Rietstraße 24 (78050 Villingen)
Ehem. Villinger Stadthof des Dominikanerinnen-Klosters St. Katharinenthal, Rietstraße 31 (78050 Villingen)
Wohn- und Geschäftshaus, Rietstraße 32 (78050 Villingen)
Osianderhaus, Ehem. Pfründnerwohnheim, Rietstraße 37 (78050 Villingen)
Wohn- und Geschäftshaus, Rietstraße 38 (78050 Villingen)
Wohn- und Geschäftshaus, Rietstraße 40 (78050 Villingen)
Wohn- und Geschäftshaus, Rietstraße 6 (78050 Villingen)
Geschäftshaus, sog. Altes Kaufhaus, ehem. Hl.-Geist-Spital, Rietstraße 8 (78050 Villingen)
Wohnhaus, Rosengasse 16 (78050 Villingen)
Mietwohnbauten der Gemeinnützigen Baugenossenschaft, Villingen, e. G. m. b. H., Scheffelstraße 7-20 (78050 Villingen)
ehem. Schulhaus des Benediktinerklosters St. Georgen, Schulgasse 6 (78050 Villingen)
Nepomukskulptur, St.-Nepomuk-Straße (78050 Villingen)
Bauphasen
Die Zusammenfassung der beschriebenen Befunde ergibt folgende Bauabfolge:
Den ältesten erkannten Bauteil stellt das in Ecklage errichtete Gebäude Niedere Strasse 11 dar. Die vertikale Ausdehnung des in die zweite Hälfte des 13. Jahrhunderts zu datierenden Eckgebäudes konnte nicht exakt bestimmt werden. Kurz nach 1300 wird es wohl erhöht. Die im 2. Dachgeschoss in ca. 18 cm Höhe erkannte Baufuge ist in diesem Zusammenhang als neuer Abschluss anzusehen, wobei die waagrecht verlaufende Mauerkrone als Firstverlauf eines zur Schlößlegasse abfallenden Pultdaches zu interpretieren ist. Entlang der Südwand verlief schon im 13. Jahrhundert eine Art Seitengasse. Über sie war sowohl das Eckgebäude selbst wie auch der rückwärtige Hofraum der im süden angrenzenden Parzelle zugänglich.
Hier wird um das Jahr 1351/52 (d), wohl als Nachfolger eines ehemals kleineren Gebäudes, der heutige Bau Niedere Strasse 13 errichtet. Spätestens jetzt wird die alte Durchfahrt überbaut. Der Bau erhält vier Unterbauebenen und eine relativ großzügige Tiefenentwicklung. Das darauf abgezimmerte Satteldach überlagerte die Firstlinie des nördlichen Nachbargebäudes, sodass zum Verschluss des nach oben offenen Dachprofils auf die bestehende Mauerkrone aufgemauert wurde. Anzumerken ist, dass es sich bei diesem Neubau um keine lokal zubegrenzende Baumaßnahme handelt. Südlich und ostwärts des Eckgebäudes, das quasi als vorhandener Fixpunkt die baulichen Fluchten zur Niederen Straße und Schlößlegasse bestimmte, ist für die Zeit um 1351 eine rege Bautätigkeit zu erschließen. So ist nach stichpunktartigen Befunden davon auszugehen, dass in direkter Bauabfolge zum Gebäude Niedere Straße 13 die Gebäude Schlößlegasse 2, 4 und 6 errichtet wurden. Dabei bestimmte und beeinflusste das Gebäude Niedere Straße 13 neben den Grundstückszuschnitten auch die baulichen Rahmenbedingungen der Nachbarbebauung. Mit seiner tief nach Osten verlaufenden Parzelle fixierte es die südliche Ausdehnungsgrenze der an der Schlößlegasse liegenden Grundstücke.
(1351 - 1532)
Zugeordnete Dokumentationen
- Dendrochronologische Datierung
Beschreibung
- Siedlung
- Stadt
- Wohnbauten
- Wohnhaus
Zonierung:
Bei dem untersuchten Gebäude handelt es sich um einen viergeschossigen, traufständigen Massivbau von ca. 8,50 m Lichte und 17,70 m Tiefe. Im Norden grenzt das weitgehend erneuerte Eckhaus Niedere Strasse 11 an die Schlößlegasse 2 und 4 an. Die südliche Begrenzung bildet die gemeinsame Brandwand mit Haus Niedere Strasse Nr.15.
Der Schwerpunkt der Befundaufnahme beschränkte sich auf das Erdgeschoss. Hier waren im Bereich der straßenseitigen Haushälfte drei verschiedenen Gebälklagen vorhanden.
Den umfangreichsten Bestand bildet das profilierte Gebälk über dem westlichen Hausgrundriss. Es besitzt beidseitige Fasen und Nuten. In die Nuten sind Bretter eingelassen, die Brettfugen sind mit profilierten Leisten überdeckt. Im ostwärtigen Bereich und in Anlehnung an die Brandwand zu Haus Nr. 15 ist in dem Bretterblindboden eine Öffnung mit Schiebeverschluss vorhanden. Im Süden enden die Fasen vor der Brandwand und im Norden werden sie mit kontinuierlich abnehmender Überstandslänge von einem Stahlträger unterstützt. Der östliche Balken ist nur an der westlichen Seite mit einer Nut bzw. Fase ausgestattet. An das beschriebene Gebälk schließt sich nach Osten ein Deckengebälk mit einer älteren Rauchabzugsauswechslung an. Das Gebälk wurde zeitgleich mit den zuvor beschriebenen Deckenbalken verbaut. Die rauchschwarzen Hölzer werden ebenfalls von dem oben erwähnten Stahlträger unterstützt. Ihre Enden liegen in der vom Westgebälk vorgegebenen Flucht. Im Vergleich zu den in Villingen datierten Gebälklagen ist die Decke grob in das 16./17. Jahrhundert zu datieren. Über den Deckenaufbau im äußersten Osten sind keine Aussagen möglich.
Von besonderem Interesse ist das Deckengebälk im Nordwesten. Es ist ebenfalls rauchschwarz und besitzt weitaus geringere Querrschnitte als die bislang vorgestellten Balken. Etwa in der Mitte der erhaltenen Länge werden die Balken von einer Massivwand unterstützt. Ohne Auflager im Süden ragen sie weit über die unterstützende Wand. In der Regel enden sie direkt neben den Enden der gefassten Balken. Bemerkenswert ist die Tatsache, dass die Stirnhölzer beider Gebälklagen in einer gemeinsamen Flucht enden. Diese Aussage wird auch durch die gemeinsame Flucht der Fassadenläufe unterstrichen. Aus diesen Befunden lässt sich unter den beiden Auflagerenden eine ehemalige Auflagerwand rekonstruieren. In Anlehnung an die vorhandene Auflagersituation kann es sich dabei nur um eine Holzwand gehandelt haben. Sie verlief mit einem Abstand von ca. 3,20 m zur Nordwand und kann nach der aufgenommen Baustruktur über die gesammte Gebäudelänge verfolgt werden.
Im Norden lagert das Gebälk in der besagten Nordwand. Dazu wurden aus dem Mauerverband nachträglich Auflagernester ausgebrochen. Nach der dendrochronologischen Untersuchung wurden die Deckenbalken im Winter 1350/51 gefällt. Die Auflagerwand besitzt im Osten einen ausgeprägten Eckverband aus Buckelquadern. Die Quader weisen einen ca. 3 cm breiten Randschlag auf. Innerhalb des Mauerverbandes ist die Buckelquaderfassung einer 72 cm breiten Türöffnung mit Spitzbogen erhalten. Die wesentliche Begrenzung der Nordwand war zu dieser Zeit nicht definitiv fixierbar.
Der östliche Eckverband aus Buckelquader ist auch noch knapp über dem Fußboden des 2. Obergeschosses nachweisbar. Danach ist der vorhandene Wandaufbau nachhaltig gestört. Erst ab dem 1. Dachstock ist der Eckverband wieder vollständig sichtbar. Im Gegensatz zum Unterbau besitzten die stark gebuckelten Ecksteine nun keinen Randschlag mehr. Der Abschluss dieses Eckverbandes endet im 2. Dachstock, in ca. 18 m Höhe, mit einer waagrechten nach Westen verlaufenden Baufuge. Darauf ist bis zum heutigen Dachabschluss des Hauses Niedere Strasse 11 ein weiteres Mauerwerk aufgemauert. In dieser Aufmauerung ist das verkohlte Auflagerende eines ehemals nach Süden verlaufenden Holzes eingemauert. Von dem Abschluss des oben beschriebenen Eckverbandes gemessen, liegt es ca. 1,30 m westlich und ca. 0,35 m über der horizontalen Baufuge. Das Holz besaß keine Waldkannte. Nach der dendrochronologischen Datierung endet der letzte erhaltene Ring im Jahre 1311. Diese Datierungsebene, die mit den Fälldaten Winter 1350/51 aus den Erdgeschossbalken wohl genauer ermittelt wurde, konnte noch mehrmals bestätigt werden. So hat sich nach den lückenhaften Befunden über dem rückwärtigen Bereich des 1. Obergeschosses ein einheitliches Deckengebälk erhalten. Es reicht über die gesamte Hausbreite. An drei Balken, welche ostwärts der Buckelquderecke in der Nordwand lagerten, wurden Bohrproben entnommen. Wie der ebenfalls über die gesamte Hausbreite reichende und im Zuge der Rücktraufe verlegte Unterzug stammen alle Hölzer aus Fällungen des Winters 1350/51. Die im 2. Obergeschoß angetroffenen Bauhölzer sind der selben Zeitebene zuzuordnen. Zusätzlich zu den Deckenbalken hat sich im rückwärtigen Hausbereich der Rest eines zur Straße verlaufenden Unterzuges erhalten. Er besitzt an seiner Unterseite eine Nut. In dieser Nut war eine Stabbauwand verankert, von der sich erhebliche Reste erhalten haben. Die dadurch erschlossene Wand unterteilte den Hausgrundriss in einen 5,80 m breiten Hausteil im Süden und einen ca. 3,35 m breiten Abschnitt im Norden.
Das Gebälk über dem 3. Obergeschoss ist ebenfalls in Nord- Süd- Richtung verlegt. Aus zwei Balkenscheiben, entnommen im Einschnittbereich des modernen Treppenhauses, wurde wiederum der Fällzeitraum 1350/51 (d) ermittelt.
Über deiser Balkenlage ist ohne konstruktiven Zusammenhang ein neues Dachwerk des18./19. Jahrhunderts aufgeschlagen. Dazu sind drei Zugbalken verlegt, in denen an beiden Traufen die Stuhlständer der liegenden Binder eingezapft sind. Parallel zu den Traufen sind zwischen den Zugbalken Wechsel verlegt. Darin sind rechtwinklig verlaufende Stichbalken eingezapft. In die Stichbalkenenden greifen die Sparren der Leergebinde. Das Dachwerk wurde mit vielen, aus einer älteren Dachkonstruktion stammenden Althölzern abgezimmert. Aus zwei Althölzern wurden Bohrproben entnommen. Sie stammen ebenfalls aus den Fällungen Winter 1350/51 (d).