Spital St. Katharina 1
Datenbestand: Bauforschung und Restaurierung
Objektdaten
Straße: | Schwerzerallee |
Hausnummer: | 3 |
Postleitzahl: | 73525 |
Stadt-Teilort: | Schwäbisch Gmünd |
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Regierungsbezirk: | Stuttgart |
Kreis: | Ostalbkreis (Landkreis) |
Wohnplatzschlüssel: | 8136065056 |
Flurstücknummer: | keine |
Historischer Straßenname: | keiner |
Historische Gebäudenummer: | keine |
Lage des Wohnplatzes: | |
Geo-Koordinaten: | 48,7961° nördliche Breite, 9,7859° östliche Länge |
Kartenansicht (OpenStreetMaps)
Bauphasen
Um das Jahr 1597 (d) wird in Verlängerung der Kirche, jedoch mit deutlichem Abstand, der heutige Südostflügel erbaut.
Im Unterstock massiv, wurde ihm im Obergeschoss ein Fachwerkstock mit zweistöckigem Dachwerk aufgesetzt.
Im Erdgeschoss sind wohl die massiven Wandstrukturen und im Dach der größte Teil der Dachkonstruktion auf die Erbauungszeit zurückzuführen. Ein überbauter Keller ist evtl. älter.
Aussagen zur Nutzung sind lediglich allgemeiner Art.
So lassen sich im EG wohl wirtschaftlich genutzte Räume wie Lager, Werkstätten oder auch Kellerräume vermuten, während sich die wohnlich genutzten Räume mit großer Sicherheit im OG befanden.
Ca. 75 Jahre später, um das Jahr 1671 (d), erfolgte der Anbau des heutigen Nordflügels. Er setzt rechtwinklig am Hauptgebäude an und besitzt im Vergleich zum gedrungenen Rechteckgrundriss des Hauptgebäudes eine langrechteckige Baustruktur. Im EG ebenfalls massiv, ist ihm ein Fachwerkstock mit Dachwerk aufgesetzt. Der Keller ist evtl. älter. Der Anbau hatte für den Hauptbau gravierende Umbauten zur Folge.
Im OG, mit einem für diese Zeit repräsentativen Fachwerk ausgestattet, wurde es zumindest entlang der Nordfassade auch über den Giebelbereich des Hautgebäudes fortgeführt. Zur Komplettierung des einheitlichen Erscheinungsbildes wurde der Altgiebel des Hauptgebäudes abgebrochen und durch Fortsetzung des neuen Daches, einschließlich der Abgrabung an der Nord-Ost-Ecke, ersetzt. Eventuell wurde in diesem Zusammenhang über dem Hauptgebäude die Decke über dem EG angehoben.
An der Nahtstelle beider Gebäude wird das für beide Flügel zu nutzende und von Norden her erschlossene Treppenhaus angelegt, während das alte Treppenhaus des Hauptgebäudes wohl weiter bestehen bleibt. Mit hoher Wahrscheinlichkeit ist die Erschließungssituation am Westgiebel des Anbaus ebenfalls in die Zeit des großen Umbaus zu datieren.
Was sich im OG aus der Zeit um 1671 (d) erhalten hat, ist zur Zeit nicht fixierbar, doch scheinen zumindest die großen Erschließungsachsen ein historisch relevantes Alter zu besitzen, während die Breitenausdehnungen der einzelnen Räume kaum näher fixierbar sind.
Versucht man für die Zeit um 1671 eine Nutzungszuordnung, so lässt sich für den Anbau sowohl im EG, wie auch im OG die Aufreihung von Kammerräumen vermuten. Ob sie jedoch mit den heutigen Strukturen identisch sind, bleibt mehr als zweifelhaft.
Diese Aussage gilt im Prinzip auch für das Obergeschoss des Hauptgebäudes. Anders als im Anbau besitzen die historisch relevanten Strukturen einen repräsentativeren Charakter. Der Mittelflur ist breiter, die Raumstruktur individueller. Ohne Substanzeingriffe sind letztlich keine gesicherten Aussagen möglich.
Auf der Zeitebene des 19. Jh. ist die oben aufgeführte Problematik nicht mehr relevant. Spätestens zu diesem Zeitpunkt sind die vorgegebenen Wandstrukturen sowohl im OG, wie auch im 1. DG, vorhanden.
Die Umbauten des 20. Jh. betreffen die Umfunktionierung der Kammern zu Wohneinheiten mit jeweiliger Küche und verbesserter Belichtung.
Bleibt zum Schluss die Frage, ob es sich bei dem untersuchten Komplex um das Siechenhaus handelte. Im Prinzip ist dies in Anlehnung an die Kirche zu suchen. Gleichzeitig ist zu bemerken, dass der untersuchte Baukomplex erst in seinem geschichtlichen Werdegang die strukturellen Vorgaben für die Unterbringung einer größeren Hausgemeinschaft (Herberge?) erhielt.
Der zugängliche Bestand lässt zur Zeit keine genauere Zuordnung zu.
(1596 - 1597)
- Anbau
(1671)
- Anbau
(1900 - 1999)
Zugeordnete Dokumentationen
- Baugeschichtliche Dokumentation
Beschreibung
- Siedlung
- Stadt
- Bauten für Wohlfahrt und Gesundheit
- Spital
Zonierung:
Konstruktionen
Dachwerk
Das zweistöckige Dachwerk besitzt sowohl im 1., als auch im 2. Dachstock, eine liegende, verzapfte Stuhlkonstruktion.
Entsprechend den im 2. DG angetroffenen Abbundzeichen waren einschließlich der Giebel 6 Querbinderachsen abgezimmert. Im 2. DG und wohl auch im 1. DG sind davon noch 4 Gerüstachsen erhalten. Der Beginn der Zeichenfolge im Nordosten und die abgesägten Pfetten im 2. DG belegen, dass der Südostflügel ursprünglich mit zwei Steilgiebeln ausgeführt war. Entsprechend der Abbundzeichenfolge ist der Hauptgiebel im Nordosten zu vermuten.
Die besagten Querbinderachsen sind im 1. DG alle verkleidet, bilden sich jedoch in vertikaler Abstimmung mit den oberen Gerüstachsen ab. Mit Ausnahme einer Wand orientiert sich keine der vorhandenen Innenwände an den aufgezeigten Gerüstachsen, so dass im Zusammenhang mit dem Eingabeplan des Jahres 1930 der weitaus größte Teil der Wandstrukturen als Einbauten des 19. Jh. bzw. 20. Jh. zu werten sind. Im 20. Jh. wurden auch die älteren Kamine durch die heute vorhandenen Kamine ersetzt.
Obergeschoss
Das OG ist prinzipiell in drei firstparallel verlaufende Schiffe zu gliedern. Dabei übernahm das mittlere Schiff die zentrale Erschließungsachse, wobei ein Querflur die Verbindung zum Nord-West-Flügel übernahm.
Entlang der Südost-Traufe sind die hochwertigen Räume aufgereiht. Das Zentrum bildete der nördliche Eckraum, der zumindest im 19. Jh. durch einen großen (vom Flur beheizbaren?) Ofen erwärmbar war.
Im verbleibenden Schiff waren untergeordnete Räume und die Treppe ins Dach (heutiger Abstellraum) angelegt.
Im angetroffenen Zustand bereitet die zeitliche Einordnung der Wandstrukturen enorme Schwierigkeiten.
Mit Sicherheit die nördliche Außenwand, wie auch wohl die südöstliche Traufwand, datieren in die Zeit des Anbaus des Nordwestflügels um 1671 (d). Gleichzeitig sind wohl auch die inneren Längswände, während die Querwände zum Teil ebenfalls in das 17. Jh. datieren, bzw. jünger sind.
Historisch prägend bleibt jedoch die dreischiffige Gliederung mit rechtwinkliger Anbindung an den Nordwestflügel.
Erdgeschoss
Das ursprünglich in allen vier Wänden massiv ausgeführte EG besitzt auch in seinem Inneren massive Baustrukturen. Sie gliedern den Grundriss in einen tiefen Abschnitt im Nord-Osten und einen schmalen Abschnitt im Süd-Westen. Dazwischen lag der ehemalige Flur mit ehemaligem Treppenaufgang.
Der breite Abschnitt im Nord-Osten
Getrennt durch eine massive Längswand ist unter dem östlich größeren Bereich ein kleiner gewölbter Keller überbaut. Seine Erschließung erfolgte ehemals vom oben angesprochenen Flur. Sie wurde im 20. Jh. durch die Giebelerschließung ersetzt. Unter dem schmäleren Bereich befindet sich auf gesamter Größe ein betonierter Keller. Sein Zugang erfolgte über einen Seitenabgang in der Nähe des heutigen Haupteinganges. Dieser ist im Wappenschild mit der Jahreszahl 1773 (i) datiert und wurde insgesamt als Spolie im 20. Jh. an Stelle eines Fensters eingebaut. Das einzige bauzeitliche Fenstergewände liegt am Nord-Ost-Giebel.
Der schmale Abschnitt im Süd-Westen
Getrennt durch eine Massivwand besitzt der westliche Großraum zwei vergitterte Fensteröffnungen. Das Giebelfenster war ehemals ein Zugang. Der benachbarte Raum besaß am Giebel ein mittiges Fenster. Das zweite Fenster wurde im 20. Jh. eingebrochen.
Der Flur
Er erstreckte sich ursprünglich über die gesamte Hausbreite. Zumindest im westlichen Teil (Ostteilniveau später erhöht) liegen großformatige Natursteinplatten. An beiden Flurenden lässt sich ein Zugang nachweisen. Der westliche Zugang ist erhalten; der östliche Zugang zum Fenster umgebaut. Eine Treppe entlang des nördlichen Massivwand führte ehemals ins Obergeschoss.
Sonstiges
Soweit die Massivwandkronen einsehbar sind, liegen sie deutlich unter den Decken. Bemerkbar macht sich dies auch an den Unterzügen. Sie sind mit über 40 cm (in der Regel zwei Unterzüge) sehr hoch. Offensichtlich besteht zwischen den Mauern und dem Deckengebälk ein zeitlicher Unterschied.
Der Nordwestflügel
Dachwerk
Die liegende Stuhlkonstruktion im 1. DG und das im Spitz mit verblatteten Kehlbalken ausgestattete Gespärre wurden nach den Fälldaten Winter 1670/71 (d) bis Sommeranfang 1671 (d) wohl noch im gleichen Jahr abgezimmert.
Einschließlich des Giebels lassen sich auf der Länge des Flügels 5 Binderquerachsen erkennen. Ihnen sind 22 Sparrenpaare zuzuordnen, welche am freien Giebel beginnend mit der römischen Zahlenfolge von I bis (XXII) markiert sind. Darauf folgt eine Gebindefolge von (I) bis X. Im Vergleich zum ersten genannten Markierungsabschnitt ist die zu diesem gegenläufig markiert und dokumentiert den Ersatz des alten Steilgiebels von 1596/97 (d) im Jahre 1671 (d) und die Einbindung des benachbarten Daches unter die über Eck ausgeführte Dachkonstruktion.
Im Dachspitz lässt sich am freien Giebel eine Ladeluke belegen. Eine Einrichtung welche auch für die Ebene des 1. DG denkbar ist.
Keine der heutigen im 1. DG vorhandenen Wände orientiert sich an den zum Kernbestand gehörenden Binderquerachsen. Ohne fundierte Absicherung werden sie in das 19. Jh. datiert, wobei die Umwandlung der Kammern in eine abgeschlossene Wohnung mit Küche, neuer Belichtung, WC und neuer Treppe erst in der 1. Hälfte des 20. Jh. erfolgte.
1. Obergeschoss
Prägendes Merkmal dieser Ebene ist die Aufreihung von je 3 Kammern seitlich eines Mittelflures.
Sie besitzen die gleichen Ausmaße und nehmen wie im Dach keine Rücksicht auf die im Dach lokalisierten Binderquerachsen.
Durch ihre Gleichförmigkeit implizieren sie gleichberechtigte Wohn- und Lagerräume.
Sie werden vorsichtig in das 19. Jh. datiert.
Anders die Außenwände. Nach ihrem sichtbaren Fachwerk sind sie mit großer Sicherheit zeitgleich mit dem Dachwerk errichtet worden.
Analog zum Dachraum erfolgte auch hier die Umnutzung in zwei getrennte Wohneinheiten in der ersten Hälfte des 20. Jh.
Erdgeschoss
Die im OG angetroffene Grundrissgliederung wiederholt sich im EG. Bemerkenswert sind in diesem Fall die im Zuge der beiden inneren Längsachsen sich abbildenden Ständer. Sie stehen seitlich der Türen, wobei sich ihre Lage auffälligerweise mit den im 1. DG aufgenommenen Binderquerachsen deckt. Dieser Befund macht wahrscheinlich, dass zu der Zeit, als der heute vorhandene Grundriss angelegt wurde, die ursprüngliche Lastabtragung (vom Dach über das OG in das EG) noch aktiviert war und abgestützt werden musste.
Bemerkenswert ist auch die Tatsache, dass alle Fensteröffnungen die gleichen Ausmaße besitzen und mit den Öffnungen im OG in vertikaler Abstimmung angeordnet sind.
Vom Flur ist ein mit Backsteinen eingewölbter Kellerraum zugänglich. Obwohl definitive Befunde fehlen, lässt seine Lage an ein höheres Alter denken.
Besonders prägnant ist der umlaufende Werksteinsockel. Mit seiner ursprünglichen Abschrägung fixiert er sowohl den giebelseitigen Eingang, wie auch den zwischenzeitlich durch ein Fenster zugesetzten Zugang im Grenzbereich zum Nordostflügel.
Die Umnutzung der Räume zu zwei eigenständigen Wohneinheiten erfolgte in der 1. Hälfte des 20. Jh.