Kurzbeschreibung der Bau-/Objektgeschichte bzw. Baugestaltungs- und Restaurierungsphasen:Erbauung des Hauses in der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts durch einen offenbar wohlhabenden Besigheimer Bürger, vermutlich an der Stelle eines älteren Vorgängergebäudes. Der Bereich ist in den Lagerbüchern der Vogtei nicht verzeichnet.
Das nach dem Häuserbuch von wohlhabenden Bürgern erbaute Haus diente von 1505 bis 1642 als Wohnsitz des Untervogtes. Der Anbau diente einst als Wasch- und Brennhaus, später als Backhaus.
Gestalt und Erscheinungsbild des umfassend sanierten Fachwerkhauses spiegeln seine Geschichte als Wohnhaus privilegierter Bürger wieder. Als Beispiel fast herrschaftlicher Bauweise hat es exemplarischen aber auch dokumentarischen Wert. Der Anbau hat als ehemalige Werkstatt des städtischen Handwerks dokumentarischen Wert.
Sanierung des historischen Gebäudes 1991. Stattliches Gebäude mit freigelegtem Fachwerk. Die oberen Stockwerke werden als Wohnungen genutzt, das Erdgeschoss verbunden mit Gebäude Marktplatz 1 und 3 als Ladengeschoss. (a)
1. Bauphase:
(1550 - 1599)
Erbauung des Wohnhauses.
Betroffene Gebäudeteile:
- Erdgeschoss
- Obergeschoss(e)
- Dachgeschoss(e)
2. Bauphase:
(1670)
Die beiden Eckardtischen Häuser ("eine vordere Behausung", Marktplatz 3 und "eine hintere Behausung", Amtsgerichtsgasse 2) standen offenbar einst in besitzmäßigem und baulichem Zusammenhang: So wurde zum Beispiel eine in der Amtsgerichtsgasse südwestlich hinter dem ehemaligen Wohnhaus Marktplatz 3 liegende Steinscheuer (Nr. 137A: 1889 abgebrannt), gemeinsam genutzt und der westliche Anbau (Nr. 137B) an das Haus Amtsgerichtsgasse 2 gehörte (bis 1893) zum vorderen Haus Marktplatz 3. Offenbar war auch ein gemeinsam genutzter Keller vorhanden. (a)
Betroffene Gebäudeteile:
keine
3. Bauphase:
(1729)
Bürgermeister Hans Eckardt starb 1728 und die Erbengemeinschaft verkaufte die beiden Häuser im Jahr 1729. Die "vordere Behausung" im Bereich Marktplatz 3 mit der Hälfte des darunter liegenden Kellers sowie die Hälfte der Scheuer in der Amtsgerichtsgasse ging an den Diakon Magister Ernst Balthasar von Löchgau. Die "hintere Behausung" (Amtsgerichtsgasse 2), "ohnfern dem Marckt, sambt der Hälfte einer Scheuren daran, vorne auf die gemeine Gassen, hinten auf die mit Herrn Helfer Mr. Balthasar von Löchgau besitzende Scheuren zum halben Theil stoßend" wurde erworben durch den Offizier Johannes Wolfarth, "Brigadier der Hochfuhrst. Guarde du Corps". (a)
Betroffene Gebäudeteile:
keine
4. Bauphase:
(1732)
Der Eigentümer Wolfarth ließ einen Umbau des Hauses vornehmen. Davon zeugt ein während der Sanierungsarbeiten 1991 in einem Innenraum freigelegter volutengeschmückter Stein, der mit der Jahreszahl "1732" (i) bezeichnet ist, flankiert von den Initialen "I W" und "A M W" (Johannes Wolfarth und Anna Maria Wolfarth). Anzunehmen ist, dass dieser Stein ursprünglich an gut sichtbarer Stelle wohl im Außenbereich des Hauses angebracht war. Bei einem späteren Umbau wurde der Stein dann offensichtlich im Inneren des Gebäudes - die Inschrift kopfstehend - eingemauert und unter Putz gelegt. (a)
Betroffene Gebäudeteile:
keine
5. Bauphase:
(1746)
Der Diakon Balthasar hat als Besitzer des ehemaligen Hauses Marktplatz 3 "den halben Keller und den übrigen Theil Scheuren (Amtsgerichtsgasse 2), der von Frau Leutnant Wolfarthin an Joseph Schrempfen verkauft worden, vollends an sich gelößet". (a)
Betroffene Gebäudeteile:
keine
6. Bauphase:
(1784)
Das Gebäude wird im damals neu angelegten Brandversicherungsverzeichnis beschrieben als: "Ein Haus, und Keller mit einem Wasch- und Brennhaus, im obern Reyhen des Marckts". Wenig später wird der Eintrag von anderer Hans geändert und präzisiert: "Nr. 137 - Ein Haus, und Keller im oberen Reyhen des Markts. Nr. 137A - Eine Scheuer hinter dem Hauß mit einer Wohnung und Viehstall. Nr. 137B - Ein Wasch- und Brennhauß ob einer Küche und Backofen, welches an den hintern Giebel mit einem halben Tach an Nr. 135 (Amtsgerichtsgasse 2) gebaut ist." (a)
Betroffene Gebäudeteile:
keine
7. Bauphase:
(1789)
Das Haus in der Amtsgerichtsgasse 2 wurde "melioriert", d. h. baulich verbessert und umgebaut. (a)
Betroffene Gebäudeteile:
keine
8. Bauphase:
(1808)
Bei einem neuerlichen Umbau ist "ein Kaufladen darin gerichtet worden", wobei wohl das ganze Erdgeschoss umgestaltet wurde. (a)
9. Bauphase:
(1809)
1809 ging das Haus mit dem neu eingerichteten Laden durch Schenkung an den Sohn Karl Irion, (Kaufmann, wie sein Vater). (a)
Betroffene Gebäudeteile:
keine
10. Bauphase:
(1850)
Karl Irions Witwe übergibt das Haus mit dem Geschäft an den Sohn Karl, ebenfalls Kaufmann, als Heiratsgut. Unter dem neuen Eigentümer wurde damals das Gebäude "durchgreifend verbessert", also umgebaut und renoviert. (a)
Betroffene Gebäudeteile:
keine
11. Bauphase:
(1873)
1873 erfolgte offenbar erneut eine Renovierung oder ein Umbau, der Brandversicherungsanschlag wurde damals erhöht. (a)
Betroffene Gebäudeteile:
keine
12. Bauphase:
(1887)
1887 wurde das Haus an den Bäcker Karl Saussele verkauft, der damals seine Bäckerei im Erdgeschoss einrichtete. (a)
Betroffene Gebäudeteile:
keine
13. Bauphase:
(1893)
1893 verkaufte Bäcker Saussele das Haus weiter an den Konditor Carl Weik. Im gleichen Jahr erwarb Weik den westlichen Anbau (Nr. 137B) von seinem Nachbarn, dem Bäcker Georg Gerock im Gebäude Marktplatz 3. Bis zu diesem Zeitpunkt gehörte also der zweistöckige Anbau an der Westseite des Hauses Amtsgerichtsgasse 2 zum ehemaligen Haus Marktplatz 3, und wurde damals als Backhaus genutzt. Bereits im Jahr 1784 im Feuerversicherungskataster ist dieser Anbau (Nr. 137B) erstmals direkt genannt und seine damalige Nutzung beschrieben: „...137B - Ein Wasch- und Brennhauß ob einer Küche und Backofen, welches an den hintern Giebel mit einem halben Tach an Nr. 135 (Amtsgerichtsgasse 2) gebaut ist." (a)
Betroffene Gebäudeteile:
keine
14. Bauphase:
(1894)
Verkauf des Hauseses samt dem westlichen Anbau an den Bäcker Karl Dieterlen. Dieser hat das Erdgeschoss des Hauses als Bäckerladen mit Backstube genutzt; der westliche Anbau diente damals als Mehlkammer und Magazin. (a)
Betroffene Gebäudeteile:
keine
15. Bauphase:
(1929)
1929 ließ der Bäckerobermeister Dieterlen die Backstube im Erdgeschoss des Hauses renovieren und einen neuen Dampfbackofen installieren. (a)
16. Bauphase:
(1954)
Besitzer des Hauses war seit 1954 der Bäckermeister Gottlieb Armbruster, der noch bis in die 60er Jahre eine Bäckerei betrieb. (a)
Betroffene Gebäudeteile:
keine
17. Bauphase:
(1964)
1964 wurde das Erdgeschoss des Hauses umgebaut und zur Erweiterung des Lebensmittelgeschäftes "Lichdi" im Erdgeschoss des Nachbargebäudes Marktplatz 1 herangezogen. (a)
18. Bauphase:
(1979)
1979 wurde das Haus verkauft. In den folgenden Jahren diente das Erdgeschoss weiter als Teil des Lebensmittelgeschäfts "Coop", die oberen Stockwerke wurden als städtische Wohnungen genutzt. (a)
Betroffene Gebäudeteile:
keine
19. Bauphase:
(1982)
In den Jahren 1982/83 wurde der gewerbliche Teil im Erdgeschoss des Hauses im Rahmen von Sanierungsmaßnahmen der Gebäude Marktplazt l und 3 umgebaut und dient seither teilweise als Verkaufsfläche, teilweise als Lager mit Büro und Pausenraum. (a)
20. Bauphase:
(1987)
Am 30. September 1987 wurde das Gebäude bei einem Brand so stark beschädigt, dass die oberen Stockwerke nicht mehr bewohnbar waren. (a)
21. Bauphase:
(1991)
Sanierung des historischen Gebäudes abgeschlossen. Stattliches Gebäude mit freigelegtem Fachwerk. Die oberen Stockwerke können nun wieder als Wohnungen genutzt werden. (a)
Betroffene Gebäudeteile:
keine