Datenbank Bauforschung/Restaurierung

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Wohnhaus, Rietstraße 28

ID: 113082977018  /  Datum: 12.01.2011
Datenbestand: Bauforschung
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Objektdaten

Straße: Rietstraße
Hausnummer: 28
Postleitzahl: 78050
Stadt-Teilort: Villingen

Regierungsbezirk: Freiburg
Kreis: Schwarzwald-Baar-Kreis (Landkreis)
Wohnplatzschlüssel: 8326074020
Flurstücknummer: keine
Historischer Straßenname: keiner
Historische Gebäudenummer: keine
Lage des Wohnplatzes: Lage des Wohnplatzes

Kartenansicht (OpenStreetMaps)

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Objektbeziehungen

keine

Umbauzuordnung

keine

Bauphasen

Kurzbeschreibung der Bau-/Objektgeschichte bzw. Baugestaltungs- und Restaurierungsphasen:

Die zusammenfassende Auswertung aller Befunde lässt für den untersuchten Baukomplex folgende bauliche Entwicklung aufzeigen:
Die älteste erkannte Bausubstanz ist ohne Zweifel im Südteil der ostwärtigen Erdgeschosswand erhalten. Nach den vorhanden Mauerstrukturen ist nicht auszuschließen, dass der besagte Wandteil zwei unterschiedlichen Bauphasen zuzuordnen ist. So könnte es sich bei dem unteren Mauerholz um das Auflagerholz einer ehemals tieferliegenden Balkendecke handeln, wobei dann die obere einer um 1192 erfolgten Umbaumaßnahme zuzuordnen wäre. Eine nähere Einbindung der in die 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts datierten Wand in die lokale Baustruktur ist nur über die Einbeziehung der nachfolgenden Bauphasen möglich. Diese sind durch die ältesten Giebelprofile im Osten und Westen erfasst. Ungeachtet ihrer Höhenlage datieren deren aufgenommene Dachbreiten die schon für das 12. Jahrhundert vorliegenden Tiefenausdehnungen. Auch für die Breitenentwicklung an der Straße liegen aussagekräftige Indizien vor. So implizieren die beiden unterschiedlichen Fluchten der über die Dachgiebel fixierten Rückwände eine ehemalige Halbierung der heute vorhandenen Gebäudebreite. Die daraus resultierende Zweiteilung wird unter anderem duch die zu unterschiedlichen Zeiten vorgenommenen Tiefenausdehnungen unterstrichen.
Aus all dem lässt sich der Schluss ziehen, dass spätestens gegen Ende des 12. Jahrhunderts drei nahezu gleichartig proportionierte Steinbauten als Reihenbauten mit gemeinsamen Trennwänden zur Straße hin errichtet worden waren. Ihre inneren Hausflächen entsprachen annähernd genau der mit der Bretter-Balken-Decke ausgestatteten Stube im 1. Obergeschoss. Für den an dieser Stelle vorhandene Bau lässt sich über das erhaltene Erdgeschossgebälk ein an der westlichen Gebäudeecke liegender Zugang mit direktem Zutritt zum dahinterliegenden Treppenlauf vermuten.
Ungeklärt ist die im späten 12. Jahrhundert ausgeführte Höhenentwicklung. Spätestens in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts ist die am Ost- und Westgiebel erkannte Baustruktur mit drei Ebenen im Unterbau und dem hohen, gekappten Pulltach erreicht. Ein eventueller Zwischenschritt mit einem zweigeschossigen Unterbau und einem flachen Pultdach kann vermutet, nicht aber näher untermauert werden.


1. Bauphase:
(1100 - 1192)
Die älteste erkannte Bausubstanz ist ohne Zweifel im Südteil der ostwärtigen Erdgeschosswand erhalten (d, gk).
Betroffene Gebäudeteile:
keine

2. Bauphase:
(1500 - 1623)
Im Verlauf des 14. Jahrhunderts erfolgte die Ausdehnung der Baukörper in den rückwärtigen Hofraum und nach diversen Umbauten bzw. Modernisierungen um 1623 (d) die Zusammenfassung der beiden Altparzellen.
Betroffene Gebäudeteile:
keine

3. Bauphase:
(1988)
Während den Umbauarbeiten im Jahre 1988 wurde das Erdgeschoss vollständig und das Obergeschoss weitgehend ausgeräumt.
Betroffene Gebäudeteile:
keine

Besitzer:in

keine Angaben

Fotos

Wohnhaus, Rietstraße 28 in 78050 Villingen (25.01.2011)

Zugeordnete Dokumentationen

  • Dendrochronologische Datierung

Beschreibung

Umgebung, Lage:
in Zentrumsnähe
Lagedetail:
  • Siedlung
    • Stadt
Bauwerkstyp:
  • Wohnbauten
    • Wohnhaus
Baukörper/Objektform (Kurzbeschreibung):
dreigeschossiger Massibau
Innerer Aufbau/Grundriss/
Zonierung:
viereckiger, leicht schräg von der Straßenflucht verlaufender Baukörper
Vorgefundener Zustand (z.B. Schäden, Vorzustand):
keine Angaben
Bestand/Ausstattung:
keine Angaben

Konstruktionen

Konstruktionsdetail:
keine Angaben
Konstruktion/Material:
Während den Umbauarbeiten im Jahre 1988 wurde das Erdgeschoss vollständig und das Obergeschoss weitgehend ausgeräumt. Die dabei erfolgten Freilegungen ermöglichten zum Teil großflächige Einblicke in Wand- und Deckenaufbauten. Die ältesten erkannten Baubefunde wurden an der Ostwand des Erdgeschosses aufgenommen. Ca. 2,10 m hinter der heutigen Straßenflucht setzte ein strukturell klar gegliedertes Mauerwerk an. Im unteren Wandbereich sind auf einer Höhe von ca. 50 cm drei bis vier Lagen von hammerechten Hausteinen gesetzt. Darauf waren wechselweise geneigte Steine vermauert. Dieser Mauerverband wird nach jeweils drei Schichten durch eine waagrecht verlegte Steinlage unterbrochen. Den Abschluss bildet ein horizontal verbautes Holz von 9 cm Höhe. Es besitzt auf seiner sichtbaren Länge eine Nut von 5,5 cm Tiefe. Auf diesem Holz sind über eine Höhe von 90 cm sieben weitere Steinschichten gemauert. Im Vergleich zum unteren Mauerverband fehlen die horizontalen Ausgleichslagen und die wechselseiteige Neigung der Steine ist sichtbar schwächer ausgeprägt. Den Abschluss des oberen Mauerabschnittes bildet ein waagerecht verlegtes Nadelholz vom 6,5 cm Stärke. Das Holz bildet das Auflager von sieben Deckenbalken, von denen der nördlichste Balken durch den Einschnitt eines Wechsels direkt am Auflager abgesägt ist. Das Gebälk mit den Querschnittsmaßen 26/14 cm endet nach ca. 3,10 m und wird von einem Stahlträger unterstützt. Parallel zur Wand liegen auf dem Balken zwei untereinander gespundetet Dielenbretter. Sie enden im Süden an der südlichen Kante des letzten auf dem Mauerholz lagernden Deckenbalkens. Die Zwischenräume zwischen den Balken sind vermauert. Darauf befinden sich mehrere Putzlagen. Im Norden verschwindet das untere Massivholz hinter einem gefliesten Wandabschnitt, während das obere Mauerholz auf einer Länge von 4,45 m verfolgt werden kann. Der darunter liegende Mauerverband lässt sich lückenhaft noch weiter im Norden erkennen. Insgesamt kann für diesen Mauerverband eine Mindestlänge von ca. 5,7 m nachgewiesen werden.
Nördlich der alten Kaminvorlage ist kein lagiges Mauerwerk mehr anzutreffen. Hier deutet der lose Verband aus Bruch- und Wackenstein eine jüngere Verlängerung an. An der gegenüberliegenden Westwand lagen nördlich der Treppe einzelne Wandabschnitte frei. Die dort erkannten Mauerwerkstrukturen entsprachen den Nordteilen der Ostwand.
Über dem Erdgeschoss sind zwei ältere, grundsätzlich verschiedene Gebälklagen vorhanden. In der Südostecke handelt es sich um das schon oben angesprochene Deckengebälk. Bemerkenswert ist dessen Ausrichtung. Sie lässt erahnen, dass es sich bei dem heutigen Verlauf der Straßenwand um eine jüngere Angleichung handelt. Aus drei Deckenbalken wurden Bohrproben entnommen (1192/93 (d)).
Ein weiteres Gebälk ist senkrecht zur Straßenflucht gespannt. Insgesammt sind sechs Balken erhalten, die sich durch gleichartige Fasen an der Unterseite auszeichnen. Sie gehören einer jüngeren Umbauphase des frühen 17. Jahrhunderts an und werden an dieser Stelle nicht weiter berücksichtigt.
Im 1. Obergeschoss war die Umgestaltung des Grundrisses durch die Zergliederung in kleinteilige Räume schon weitgehend abgeschlossen. Während im Bereich der Umfassungswände keine Befundaufnahmen möglich waren, konnten in verschiedenen Teilbreichen einzelne Gebälklagen erkannt und dendrochronologisch datiert werden. Danach befinden sich die ältesten Deckenbalken über dem rückwärtigen Hausgrundriss.
Für die ostwärtigen Balken konnte der Fällungszeitraum Winter 1305/05 ermittelt werden. Anhand der an den Balken angetroffenen Zimmerungsbefunde, lässt sich in Anlehnung an eine rekonstruierbare Mittellängswand eine große Rauchabzugsöffnung nachweisen.
Die im Westen verlegten Deckenbalken sind lediglich geringfügig erhalten und wurden im Winter 1313/14 gefällt. Analog zum Ostgebälk verbaut, enden sie im Süden ohne historisches Auflager.
Das nächst jüngere Gebälk bildet die im Südosten verbaute Bretter-Balken-Decke. Sie stammt aus den Jahren um 1410 (d), ist ungefast und reicht wohl bis zur Starßentraufe. Sowohl der nördliche Auflagerbereich wie auch der westliche Deckenabschluss sind durch den Abbruch ehemaliger Anschlusswände gestört. Diese Umbauten erfolgten spätestens um das Jahr 1622/23 (d). Diesem Zeitpunkt sind die im südwestlichen Hausabschnitt verlegten Deckenbalken zuzuordnen.
Das 2. Obergeschoss und der zum größten Teil ausgebaute 1. Dachstock waren von der Umbaumaßnahme kaum berührt. Genauere Aussagen sind daher erst wieder für den 2. Dachstock möglich. Nach der dendrochronologischen Untersuchung stammt das Dachwerk aus den Jahren 1622/23 (d). Es ersetzt ältere Dachkonstruktionen, von denen die massiven Dachgiebelabschlüsse erhalten sind. Im Ostgiebel sitzt eine jüngere Aufmauerung auf einer älteren, zu Haus Rietstrasse Nr. 26 gehörigen Giebelscheibe auf. In der um ca. 15 cm zurückgesetzten Aufmauerung ist eine inzwischen verschlossene Öffnung mit Spitzbogensturz erhalten; den inneren Sturz bildet ein Nadelholzbrett. Vor dem südlichen Auflager besitzt es eine Bohrung als Führung einer ehemaligen Wendebohle.
Am Westgiebel wurde die gleiche Bauabfolge wie im Osten erkannt. So wurde auch hier auf einer älteren, in diesem Fall dem Haus Rietstrasse 28 zuzuschreibenden Giebelscheibe nachträglich aufgemauert. Anders als am ältesten Gegengiebel ist hier jedoch eine nach Westen orientierte Belichtungsöffnung vorhanden. Sie befindet sich mittig unter dem alten Firstpunkt und sitzt ohne Störung im Verband. Die im Dachinnern in Haustein gefasste Öffnung weist eine lichte Höhe von 63 cm auf, wobei die Breite von 32 cm durch einen 6 cm starken Steinsturz überbrückt wird. Zum Zeitpunkt der Untersuchung war die Öffnung bis auf eine Resthöhe von 34 cm zugemauert. Das im 2. Dachstock erkannte Giebelprofil ließ sich bis in den 1. den Dachstock verfolgen. Hier konnte im Bereich der in den 2. Dachstock führenden Blockstufentreppe ca. 30 cm unter der Kehlbalkenlage des vorhandenen Daches der alte Traufpunkt und dazu in vertikaler Abstimmung die nördliche Traufwandflucht als Abbruchkante aufgenommen werden. Bei der ältesten erkannten Giebelscheibe handelt es sich demnach um eingekapptes Pultdachprofil, wie es letztlich aus der am Ostgiebel angetroffenen Befundlage auch für den Gegengiebel rekonstruiert werden kann.
Auf dem alten Westgiebel ist mit einem Rücksprung von ca. 9 cm eine jüngere, zu Haus Nr. 28 gehörige Giebelscheibe aufgemauert bzw. im Bereich der alten Hausecke angesetzt. Der neue Giebelbereich weist in Abstimmung mit den heutigen Dachneigung des Nachbarhauses Nr. 30 je Dachebene eine Fensteröffnung auf. Alle drei Öffnungen sind mit deutlichen Störungen im Mauerverband nachträglich eingebrochen und gehören dem frühen 17. Jahrhundert an.

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