Datenbank Bauforschung/Restaurierung

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Altes Rathaus Uhlbach

ID: 108717394513  /  Datum: 03.12.2024
Datenbestand: Bauforschung und Restaurierung
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Objektdaten

Straße: Uhlbacher Platz
Hausnummer: 2
Postleitzahl: 70329
Stadt-Teilort: Stuttgart-Uhlbach

Regierungsbezirk: Stuttgart
Kreis: Stuttgart (Stadtkreis)
Wohnplatzschlüssel: 8111000055
Flurstücknummer: keine
Historischer Straßenname: keiner
Historische Gebäudenummer: keine
Lage des Wohnplatzes: Lage des Wohnplatzes

Kartenansicht (OpenStreetMaps)

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Objektbeziehungen

keine

Umbauzuordnung

keine

Weitere Objekte an diesem Wohnplatz

keine

Bauphasen

1. Bauphase:
(1450 - 1499)
Bauphase 1: Mittelalterlich?
Ältester erhaltener Bereich des Gebäudes ist der Nebenkeller U.2. Die Nordwand dieses Kellers ist um drei Grad gegenüber dem Hausgrund im EG verdreht. Dadurch ist dieser Keller als Vorgängerbebauung zu erkennen. Dieser Gewölbekeller war nach Westen und nach Osten hin deutlich länger. Das rundbogige Türgewände am Zugang in diesen Nebenkeller stammt vermutlich noch von dieser älteren Westwand und wurde beim Rathausneubau 1601 (i) wiederverwendet. Das südliche Drittel der Westwand des Kellers U.3 folgt ebenfalls der um drei Grad gedrehten Ausrichtung des Nebenkellers und dürfte ein älteres Fragment sein, das in den Rathausneubau eingebunden wurde.
Betroffene Gebäudeteile:
Betroffene Gebäudeteile
  • Untergeschoss(e)
Lagedetail:
  • Siedlung
    • Dorf
Konstruktionsdetail:
  • Gewölbe
    • Tonnengewölbe

2. Bauphase:
(1500 - 1601)
Bauphase 2: 16. Jahrhundert oder 1601 (i) erster Abschnitt
Im Gewölbe des Kellers U.3 lässt sich etwa mittig eine ausgeprägte Baunaht mit vielfachem Versatz der Quaderlagen beobachten. Die Osthälfte des Gewölbes endet mit regelmäßigem Mauerwerksverband. Die Quader der Westhälfte sind dagegen unregelmäßig an die Osthälftenquader angepasst und kleinteilig beigemauert. Die Osthälfte ist daher als älterer Abschnitt des Gewölbes zu erkennen. An den Sargwänden lässt sich im Bruchsteinmauerwerk diese Baunaht aber nicht erkennen. Es könnte sich bei der Osthälfte also um einen älteren Keller handeln, dessen Westhälfte einschließlich der Erschließung 1601 rückgebaut wurde. Allerdings finden sich an den abschließenden Quadern der Osthälfte keine Abbruchspuren. Wahrscheinlicher ist es deshalb, dass das Kellergewölbe 1601 in zwei Abschnitten errichtet wurde. Ziel könnte dabei gewesen sein, das Lehrgerüst für das Gewölbe mehrfach zu verwenden und damit Baukosten einzusparen. Der flach geneigte nördliche Kellerfensterhals zeigt zudem, dass der Hausgrund im EG zum Zeitpunkt dieses Gewölbebaus dem Hausgrund der Bauphase 1601 (i) entsprach.
Betroffene Gebäudeteile:
Betroffene Gebäudeteile
  • Untergeschoss(e)
Konstruktionsdetail:
  • Gewölbe
    • Tonnengewölbe

3. Bauphase:
(1601)
Bauphase 3: 1601 (i), evtl. 2. Abschnitt
1601 (i) wurde der Keller des Rathauses in seiner heutigen Form erbaut. Dabei wurden die noch vorhandenen älteren Kellerbereiche in den Neubau integriert. Für den Kellertreppenhals musste aber die Westwand dies kleinen Nebenkellers etwas nach Osten verschoben werden. Das ältere Kellertürgewände dieser Westwand wurde jedoch beibehalten. Das Gewölbe des großen Kellers wurde - wie oben bereits beschrieben - vermutlich in zwei Abschnitten gebaut.
Im Anschluss an den Kellerbau wurden auch die drei massiven Wände des EG erbaut. Laut der Inschrift von 1601 waren die Maurerarbeiten auch 1601 abgeschlossen.
Betroffene Gebäudeteile:
Betroffene Gebäudeteile
  • Erdgeschoss
  • Untergeschoss(e)
Bauwerkstyp:
  • Öffentliche Bauten/ herrschaftliche Einrichtungen
    • Rathaus
Konstruktionsdetail:
  • Gewölbe
    • Tonnengewölbe

4. Bauphase:
(1601 - 1602)
Bauphase 4: 1601/02 (d)
1602 (a) wurde der Rathausbau plötzlich eingestellt. Grund war ein Spätfrostschaden in den Uhlbacher Weinbergen, der zu einem Totalausfall der Weinernte und damit auch der Gemeindefinanzen führte. Dies kann als Folge der sogenannten „Kleinen Eiszeit“ gelten, deren Temperaturminimum in den Jahren nach 1600 erreicht wurde.
Um die bereits errichteten massiven Teile des Rathauses zu schützen und vielleicht auch, um diese Räume zwischenzeitlich nutzen zu können, wurde eine provisorische Fachwerkwand auf der offenen Ostseite des massiven EG eingebaut, wofür auch teilweise gestückelte Resthölzer Verwendung fanden. Diese Ostwand hat sich als klassisches „Dauerprovisorium“ bis heute erhalten. Möglicherweise wurde in diesem provisorischen EG auch die bereits abgebundenen Hölzer des Rathauses eingelagert.
Betroffene Gebäudeteile:
Betroffene Gebäudeteile
  • Erdgeschoss
Konstruktionsdetail:
  • Holzgerüstbau
    • Hochfirstständergerüst

5. Bauphase:
(1601 - 1612)
Bauphase 5: 1599/1600 (d), 1602 (i) und 1612 (i)
Auch der Abbund des Fachwerkgefüges im Rathaus begann bereits 1601. Die Eichenhölzer aus lokaler Herkunft datieren dendrochronologisch auf 1601, die geflößten Nadelhölzer auf Winter 1599/ 1600. Der Abbund dürfte im Frühjahr 1602 weitgehend fertig geworden sein. Darauf deutet eine inschriftliche Datierung am südlichen Stuhlständer an der Ostfassade im 1. DG hin. Die Inschrift war mit hartnäckig klebender Spachtelmasse und dicker Farbschicht teilweise verfüllt. Vom Verfasser wurde die obere Hälfte der Inschrift freigelegt. Der untere Teil mit den Namen der ausführenden Zimmerern wurde noch nicht freigelegt. Von besonderem Interesse ist dabei die dritte Ziffer der Jahreszahl. Es handelt sich dabei um eine 0, die Jahreszahl lautet also 1602. Allerdings wurde diese 0 nachträglich wieder herausgestochen und durch eine 1 ersetzt, sie lautete jetzt also 1612.
Offensichtlich konnte erst 1612 das eingelagerte Fachwerk aufgeschlagen und der Rathausneubau abgeschlossen werden.
Der Abbund von 1601 (i) war in der Tradition anderer Rathäuser der Region als zweistöckiges Gebäude mit dem Ratsaal im OG und einer offenen Halle im EG geplant worden. Als dann das Gebäude 1612 tatsächlich aufgeschlagen wurde, hat aber den Bauherren offenbar noch die Eiszeitkälte der vergangenen zehn Jahre in den Knochen gesteckt. Jedenfalls beschlossen sie, die eigentlich nur als Provisorium gedachte Fachwerkostwand beizubehalten und in das Fachwerkgefüge beim Aufschlagen nachträglich einzubinden. Das EG diente jetzt als Holzlager. Zudem befand sich hier noch ein schmaler Kellerabgang, der irgendwann zwischen 1602 und 1612 in den Kellertreppenhals eingefügt wurde. Und mit der nachträglichen Einbindung der Ostwand wurde an dieser Wand dann 1612 auch ein zusätzliches Kellerfenster angebracht.
Die Erschließung des OG erfolgte durch eine Außentreppe an der Nordseite des Gebäudes oberhalb des Kellertors.
Betroffene Gebäudeteile:
Betroffene Gebäudeteile
  • Erdgeschoss
  • Obergeschoss(e)
  • Dachgeschoss(e)
  • Untergeschoss(e)
Bauwerkstyp:
  • Öffentliche Bauten/ herrschaftliche Einrichtungen
    • Rathaus

6. Bauphase:
(1700 - 1799)
Bauphase 6: 18. Jahrhundert
Im 18. Jahrhundert wurde ein Farrenstall und eine Arrestzelle in das EG des Rathauses eingefügt. Der Stall ist erstmals 1720/ 21 erwähnt, die Arrestzelle 1759/ 60. Zwischen Raum 0.2 und Raum 0.3 hat sich eine Fachwerkwand erhalten, die gefügekundlich dem 18. Jahrhundert zuzurechnen ist. Zudem wurde in die massive Westwand von Raum 0.3 eine Türöffnung eingebrochen. Die genaue Lage von Arrestzelle und Farrenstall lässt sich darüber hinaus aber nicht mehr feststellen.
Betroffene Gebäudeteile:
Betroffene Gebäudeteile
  • Erdgeschoss

7. Bauphase:
(1869 - 1870)
Bauphase 7: 1869 (a)/1870 (i)
1869 (a) wurde die zwischenzeitlich baufällige Außentreppe abgebrochen und eine neue Treppe im Inneren des EG eingebaut. In der Folge wurden auch die Fassaden neu gestaltet. An der Nord- und Südseite wurde das Fachwerk des OG flächig verputzt. Am Ostgiebel wurden geschnitzte Zierbrettchen zwischen den Balkenköpfen angebracht. Zudem wurden an den Freiständern im EG der Ostfassade Wappentafeln mit der Jahreszahl 1612 links und der Inschrift „renov. 1870“ rechts angebracht. Die beiden mittleren Wappentafeln blieben leer.
Die Innentreppe wurde durch eine neue Tür in der Ostwand erschlossen. Die Treppe befand sich vor der Nordwand und reichte erheblich weiter nach Westen als die heutige Treppe. Dadurch musste auch der bisherige schmale Abgang in den Kellertreppenhals aufgegeben werden und er wurde vermauert.
Betroffene Gebäudeteile:
Betroffene Gebäudeteile
  • Erdgeschoss
  • Obergeschoss(e)
  • Dachgeschoss(e)

8. Bauphase:
(1928)
Bauphase 8: 1928 (a)
1928 fanden größere Umbauten im EG statt. Die Treppe von 1869 wurde wieder entfernt und durch die heutige viertelgewendelte Treppe ersetzt. Zudem wurde das EG mit neuen Innenwänden in verschiedene Räume unterteilt. Die Tür in der Mitte der Südwand wurde vermauert und mit einem Fenster versehen.
Auch im OG und DG fanden Umbauten statt, die jedoch nicht Teil dieser Untersuchung waren. Statt dessen wurde am linken Ende der Südfassade ein neues zweiflügliges Garagentor eingefügt. Der westliche Raum 0.2 wurde zu einem Büro für die Gemeindepflege umgebaut und mit drei neuen Fenstern belichtet. An der Westfassade wurde ein neues vergittertes Fenster eingebaut, das die neu dahinter angefügte Arrestzelle belichtete.
Betroffene Gebäudeteile:
Betroffene Gebäudeteile
  • Erdgeschoss
  • Obergeschoss(e)
  • Dachgeschoss(e)

9. Bauphase:
(1965 - 2001)
Bauphase 9: 1965 (i) und 2001 (a)
Vermutlich in den 1930er Jahren - jedenfalls vor 1951 - wurde das Fachwerk an der Nord- und Südfassade des OG wieder freigelegt. 1965 erfolgte eine weitere Fassadenrenovierung. Dabei wurden die freiliegenden Hölzer der EG- Fassaden mit Brettern verkleidet. Die Zierbrettchen von 1870 waren vorher entfernt worden und wurden danach erneut angenagelt. Die Renovierung 1965 wurde auf einer weiteren Wappentafel inschriftlich verewigt, die zwischenzeitlich im 2. DG eingelagert ist.
2001 erfolgte dann der Umbau des Alten Rathauses zum heutigen Veranstaltungshaus.
Betroffene Gebäudeteile:
Betroffene Gebäudeteile
  • Erdgeschoss
  • Obergeschoss(e)
  • Dachgeschoss(e)
Lagedetail:
  • Siedlung
    • Stadt
Bauwerkstyp:
  • Anlagen für Bildung, Kunst und Wissenschaft
    • Kino, Konzert-, Theaterhaus, Oper
  • Anlagen für Erholung, Freizeit, Sport
    • Veranstaltungs-/ Festhalle
  • Öffentliche Bauten/ herrschaftliche Einrichtungen
    • Polizeibau

Besitzer:in

keine Angaben

Fotos

Abbildungsnachweis
Altes Rathaus Uhlbach. Ansicht von Süden. / Altes Rathaus Uhlbach in 70329 Stuttgart-Uhlbach (22.11.2024 - Michael Hermann, Heimerdingen)
Abbildungsnachweis
Datierungsinschrift 1602/1612 am Ostgiebel. / Altes Rathaus Uhlbach in 70329 Stuttgart-Uhlbach (15.11.2024 - Michael Hermann, Heimerdingen)

Zugeordnete Dokumentationen

  • Bauaufnahme GS 3
  • Bauhistorische Untersuchung UG und EG

Beschreibung

Umgebung, Lage:
Das Alte Rathaus steht mitten in Uhlbach am Uhlbacher Platz. Das Gebäude ragt giebelständig von Nordwesten her in den Platz hinein. Auf der Südwestseite grenzt es traufständig an die nach Rotenberg führende Markgräflerstraße, auf der Nordostseite an die Kleine Gasse. Auf der Nordwestseite schließt mit etwa 3 Meter Abstand ein Nachbargebäude an. Zum einfacheren Verständnis wird im Folgenden die Traufseite an der Kleinen Gasse als Nordseite angesprochen, die Giebelseite zum Uhlbacher Platz als Ostseite usw.
Lagedetail:
keine Angaben
Bauwerkstyp:
keine Angaben
Baukörper/Objektform (Kurzbeschreibung):
Der zweistöckige Riegelbau mit Satteldach wurde als Rathausbau mit Ratssaal und mehreren weiteren Räumen im Obergeschoss errichtet. Das Gebäude ist mit einem großen Gewölbekeller und einem kleinen Nebenkeller unterkellert. Das Erdgeschoss war als Holzlager eingerichtet.
Innerer Aufbau/Grundriss/
Zonierung:
Es ist in drei Längszonen und vier Querzonen unterteilt, wobei die östlichste Querzone etwa 3 Meter über das massive Erdgeschoss hinausragt und die Westfassade lediglich auf vier Freiständern steht. Ursprünglich war das Erdgeschoss als offene Halle mit drei Längszonen und drei Querzonen geplant, wurde aber dann aber im Bauverlauf durch eine zusätzliche Fachwerkquerwand geschlossen.
Das Obergeschoss war ursprünglich in drei Querzonen und drei Längszonen gegliedert, wobei der Ratssaal sich in der breiten östlichen Querzone über die südliche und mittlere Querzone erstreckte. Die Erschließung des OG erfolgte über eine Außentreppe an der Nordseite. Die nördliche Längszone bildete über zwei Querzonen den Flur.
Der dreigeschossige Dachstock mit liegendem Stuhl im 1. und 2. DG ist in vier Querzonen gegliedert. In das Dach wurde nachträglich 1858 ein Dachreiter eingefügt.
Vorgefundener Zustand (z.B. Schäden, Vorzustand):
Es liegen Feuchtigkeitsschäden am Mauerwerk und am Fachwerk vor.
Bestand/Ausstattung:
Das Gebäude wurde im 19. und 20. Jahrhundert mehrfach renoviert. Daher hat sich keine bemerkenswerte historische Ausstattung erhalten.

Konstruktionen

Konstruktionsdetail:
  • Dachform
    • Satteldach
  • Holzgerüstbau
    • allgemein
Konstruktion/Material:
keine Angaben

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