Ilvesheim, Ehem. Synagoge
ID:
113302059610
/
Datum:
14.11.2024
Datenbestand: Bauforschung und Restaurierung
Datenbestand: Bauforschung und Restaurierung
Objektdaten
Straße: | Hauptstraße |
Hausnummer: | 35 |
Postleitzahl: | 68549 |
Stadt-Teilort: | Ilvesheim |
|
|
Regierungsbezirk: | Karlsruhe |
Kreis: | Rhein-Neckar-Kreis (Landkreis) |
Wohnplatzschlüssel: | 8226036001 |
Flurstücknummer: | keine |
Historischer Straßenname: | keiner |
Historische Gebäudenummer: | keine |
Lage des Wohnplatzes: | |
Geo-Koordinaten: | 49,4721° nördliche Breite, 8,5638° östliche Länge |
Kartenansicht (OpenStreetMaps)
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Bauphasen
Kurzbeschreibung der Bau-/Objektgeschichte bzw. Baugestaltungs- und Restaurierungsphasen:
Das heutige als Wohnhaus genutzte Gebäude wurde ursprünglich im Jahr 1810 als Synagoge der israelitischen Gemeinde erbaut. Auf Grund der Arisierung und der damit verbundenen Enteignung der jüdischen Bevölkerung während der NS-Diktatur gelangte das Gebäude im Jahr 1938 an nicht-jüdische Eigentümer. Nach dem zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude vollständig zu Wohnzwecken umgebaut.
1. Bauphase:
(1810)
(1810)
Das Gebäude wurde laut Literaturquellen im Jahr 1810 (a) als Synagoge neu erbaut.
Bereits ab 1709 siedelten sich Jüdinnen und Juden in Ilvesheim an. Da eine Ansiedlung von mindestens 10 erwachsenen Männern (Minjan) auch einen Gebetsort voraussetzte, kann angenommen werden, dass bereits ab 1709 ein Gebäude oder Raum zur Verfügung gestanden haben musste.
Bereits ab 1709 siedelten sich Jüdinnen und Juden in Ilvesheim an. Da eine Ansiedlung von mindestens 10 erwachsenen Männern (Minjan) auch einen Gebetsort voraussetzte, kann angenommen werden, dass bereits ab 1709 ein Gebäude oder Raum zur Verfügung gestanden haben musste.
Betroffene Gebäudeteile:
- Erdgeschoss
- Obergeschoss(e)
- Dachgeschoss(e)
- Untergeschoss(e)
- Anbau
Lagedetail:
- Siedlung
- Stadt
Bauwerkstyp:
- Sakralbauten
- Synagoge
2. Bauphase:
(1826 - 1827)
(1826 - 1827)
Archivalisch ist belegt, dass die israelitische Gemeinde um 1826/27 große Feuchteschäden am Gebäude hatte, da der hinter dem Gebäude im Westen liegende Neckar durch Hochwasser im Jahr 1824 übergetreten war und die unteren Gebäudeebenen überschwemmt hatte. Durch die erbauten Hochwasserdämme floss das Wasser nur langsam zurück. Es seien alle Balken „morsch und faul geworden“.
Betroffene Gebäudeteile:
- Erdgeschoss
- Obergeschoss(e)
- Anbau
3. Bauphase:
(1851)
(1851)
Im Jahr 1851 (a) ist die Entfernung eines Gitters an der Frauenempore archivalisch belegt. Dies führte zu einer Meinungsverschiedenheit zwischen der israelitischen Gemeinde und dem Bezirksrabbinat, da die Befürchtung bestand, dass die Frauen nun vom Betsaal aus zu sehen seien. Es ist vermerkt, dass die in der Synagoge vorhandene Frauenempore neben dem Gitter eine Brüstung besaß. Diese war nach Meinung der Gemeinde allein hoch genug, um die Frauen ausreichend zu verbergen.
Betroffene Gebäudeteile:
- Ausstattung
4. Bauphase:
(1938 - 1939)
(1938 - 1939)
Die vom NS-Regime gelenkte Reichspogromnacht 1938 war der Beginn der Zerstörung jüdischen Eigentums. Synagogen wurden geplündert, geschändet, abgebrannt und Besitztümer an Nichtjuden veräußert. So auch die Ilvesheimer Synagoge, die durch die eng stehende Nachbarbebauung nicht niedergebrannt werden konnte, aber im Zuge der Arisierung 1939 verkauft wurde.
Betroffene Gebäudeteile:
- Erdgeschoss
- Obergeschoss(e)
- Dachgeschoss(e)
- Untergeschoss(e)
- Anbau
- Ausstattung
5. Bauphase:
(1950)
(1950)
Nach Beendigung des Krieges 1945 forderte die Jewish Restitution Successor Organisation (JRSO) eine finanzielle Wiedergutmachung. Das Grundstück und das Gebäude gingen nach der Entschädigungs-zahlung an die JRSO wieder in Privatbesitz und zweitweise in städtischen Besitz über.
Betroffene Gebäudeteile:
- Erdgeschoss
- Obergeschoss(e)
- Dachgeschoss(e)
- Untergeschoss(e)
- Anbau
6. Bauphase:
(1953)
(1953)
Der Umbau zu reinen Wohnzwecken erfolgte bereits ab 1953 (a) und wurde bis heute beibehalten.
Im Zuge des ersten Umbaus wurden die hohen Fenster des Bestaales geschlossen und neue Fenster auf Erd- und Obergeschosshöhe eingebrochen, die Grundrisse verändert und neue Räume unterteilt sowie das Dachgeschoss ausgebaut.
Im Zuge des ersten Umbaus wurden die hohen Fenster des Bestaales geschlossen und neue Fenster auf Erd- und Obergeschosshöhe eingebrochen, die Grundrisse verändert und neue Räume unterteilt sowie das Dachgeschoss ausgebaut.
Betroffene Gebäudeteile:
- Erdgeschoss
- Obergeschoss(e)
- Dachgeschoss(e)
- Untergeschoss(e)
- Anbau
Lagedetail:
- Siedlung
- Stadt
Bauwerkstyp:
- Wohnbauten
- Wohnhaus
7. Bauphase:
(1970)
(1970)
Durch die Nutzung für Wohnzwecke wurden auch in jüngerer Zeit immer wieder Veränderungen im Innen- und Außenraum vorgenommen. Als jüngere Veränderungen konnte ein erneuter Ausbau des DG (größere Gauben), Flachdach des Anbaus, Vorsatzschalen im EG sowie Fenster und Türen identifiziert werden.
Betroffene Gebäudeteile:
- Erdgeschoss
- Obergeschoss(e)
- Dachgeschoss(e)
- Anbau
Zugeordnete Dokumentationen
- Bauaufnahme
- Restauratorische Befunduntersuchung
- Bauhistorische Untersuchung
Beschreibung
Umgebung, Lage:
Die Stadt Ilvesheim liegt östlich von Mannheim und wird im Süden durch eine Neckarschlaufe begrenzt. Im süd-lichen Ortsteil befindet sich der Altstadtkern. Die ehemalige Synagoge, Hauptstraße 35, befindet sich am westlichen Ortsrand, direkt am Neckarlauf. Rückwärtig wird sie von der Seckenheimer Straße begrenzt. Der Zugang zum Gebäude erfolgt über die stadtseitige Hauptstraße.
Lagedetail:
- Siedlung
- Stadt
Bauwerkstyp:
- Wohnbauten
- Wohnhaus
- Sakralbauten
- Synagoge
Baukörper/Objektform (Kurzbeschreibung):
Es handelt sich um einen rechteckigen Bau, der traufseitig zur Straße ausgerichtet ist. Abgeschlossen ist er mit einem Satteldach. Das Dach ist durch Gauben und Dachflächenfenster zu beiden Seiten durchbrochen. Rückwärtig befindet sich ein annähernd quadratischer Anbau über zwei Geschosse. Auf Traufhöhe wird er durch ein Flachdach mit begehbarer Terrasse abgeschlossen.
Innerer Aufbau/Grundriss/
Zonierung:
Zonierung:
Das Gebäude ist im Erd- und Obergeschoss in drei Querzonen unterteilt. Mittig liegt ein schmaler Flur, der von beiden Gebäudelängsseiten begehbar ist und die Treppe in die oberen und unteren Geschosse aufnimmt. Die linke (süd-östliche) Gebäudehälfte war der Betsaal der ehemaligen Synagoge und bauzeitlich wohl ungeteilt und besaß eine Raumhöhe, die über Erd- und Obergeschoss reichte. In jüngerer Zeit wurde eine Zwischendecke eingezogen und die Ebenen für eine Wohnnutzung in mehrere Räume unterteilt.
Die rechte (nordwestliche) Gebäudehälfte war Teil der Lehrerwohnung und Schulräume. Die Unterteilung war bereits bauzeitlich deutlich kleinteiliger. Die Belichtung erfolgt durch die regelmäßige Durchfensterung der Längsseiten des Gebäudes.
Die Dachebene wird über den Flurbereich, mit einer einläufigen Treppe im Obergeschoss erschlossen. Das Dachgeschoss besitzt zum Zeitpunkt der Untersuchungen keine Unterteilungen mehr. Deckenbalken und das Dachtragwerk liegen vollständig frei. Die Dachfläche wird durch Gauben und Dachflächenfenster unterbrochen. Rückwärtig befindet sich eine große Gaube zur Begehung des Anbaus als Dachterrasse.
Im Untergeschoss befinden sich zwei tonnengewölbte Kellerräume.
Die rechte (nordwestliche) Gebäudehälfte war Teil der Lehrerwohnung und Schulräume. Die Unterteilung war bereits bauzeitlich deutlich kleinteiliger. Die Belichtung erfolgt durch die regelmäßige Durchfensterung der Längsseiten des Gebäudes.
Die Dachebene wird über den Flurbereich, mit einer einläufigen Treppe im Obergeschoss erschlossen. Das Dachgeschoss besitzt zum Zeitpunkt der Untersuchungen keine Unterteilungen mehr. Deckenbalken und das Dachtragwerk liegen vollständig frei. Die Dachfläche wird durch Gauben und Dachflächenfenster unterbrochen. Rückwärtig befindet sich eine große Gaube zur Begehung des Anbaus als Dachterrasse.
Im Untergeschoss befinden sich zwei tonnengewölbte Kellerräume.
Vorgefundener Zustand (z.B. Schäden, Vorzustand):
keine Angaben
Bestand/Ausstattung:
keine Angaben
Konstruktionen
Konstruktionsdetail:
- Steinbau Mauerwerk
- Bruchstein
- Verwendete Materialien
- Backstein
- Beton
- Sandstein
- Detail (Ausstattung)
- Wand-, Deckenfassung, Gefachmalerei
- Gestaltungselemente
- allgemein
- Decken
- Lehmwickeldecke
- Dachgerüst Grundsystem
- Sparrendach, q. geb. mit liegendem Stuhl
- Dachgerüst, verstärkende Einbauten
- Stehende und geneigte Quer- und Längsbünde
- Unter-, Überzüge, Pfetten
- Dachform
- Satteldach mit einseitigem Schopfwalm
Konstruktion/Material:
Konstruktion Wände:
Die Außenwände der ehemaligen Synagoge sind mit Bruchsteinmauerwerk aus roten Sandsteinen ausgebildet. Nachträgliche Zusetzungen, wie ehemalige Fensteröffnungen und Nischen, die im Innenraum sichtbar sind und dokumentiert werden konnten, wurden mit roten Backsteinen oder mit Hochlochziegeln verfüllt. Neue Durchbrüche wie Türen oder Fenster zeigen ebenfalls in den Laibungs- und Brüstungs-bereichen Hochlochziegel oder gelbe Backsteine. Bei den neuen Fensteröffnungen sind zusätzlich Stahlträger im Sturz eingesetzt.
Die Innenwände sind vollständig massiv gemauert und je nach Erbauungszeit in Backstein, Hochlochziegeln oder Leichtbetonsteinen errichtet. Weitere Materialien wie Beton oder Holz (einzelne Ständer oder Streben) sind ebenfalls verbaut.
Konstruktion Decke:
Die Deckenbalken weisen alle seitlich eine Nut auf, in die Staken oder schmale Bretter mit Lehmstrohwickeln eingeschoben werden konnten. Die Füllungen konnten noch vereinzelt in situ gefunden werden.
Oberflächen:
Die Wandoberflächen im Bereich des Betsaales wurden überwiegend abgeschlagen und weisen daher nur noch vereinzelt Putz- und Farbbefunde auf. Es konnten im Bereich der zugesetzten Fensteröffnungen noch Farbbefunde in den Laibungsflächen gefunden werden.
Im nördlichen Gebäudebereich der ehemaligen Lehrerwohnung sind noch einige Farb- und Putzschichten im Obergeschoss nachweisbar.
Konstruktion Dach:
Anhand der Bauspuren sowie der erhaltenen Dachkonstruktion ist davon auszugehen, dass es sich bei der bauzeitlichen Dachkonstruktion um ein Sparrendach mit Stuhlstrebenlängsbund (liegendes Stuhlgerüst) und einer Kehlbalkenlage handelte. Es sind heute noch annähernd drei Bindergespärre vorhanden. Es ist zu vermuten, dass es mindestens vier Bindergespärre gegeben hatte. Die Leergespärre haben keine Regelmäßigkeit in ihrer Verteilung zwischen den Bindersparren.
Das Stuhlgerüst besteht aus den Bindersparren, Schwellhölzern, Rähm und Aussteifungshölzern. In Längsrichtung ist die Konstruktion durch Fußstreben und in Querrichtung durch Kopfstreben verstärkt. Diese Streben sind heute in vielen Bereichen entfernt. Das Stuhlgerüst steht auf in Längsrichtung beidseitig auf den Deckenbalken aufliegenden, fünfeckigen Schwellhölzern auf.
Im Bereich des Betsaales, in der südöstlichen Gebäudehälfte, mussten die Deckenbalken mittig über einen Überzug abgehängt werden, um einen stützenfreien Raum ermöglichen zu können. Der Überzug ist durch den Ausbau des Dachgeschosses entfernt worden. Die Deckenbalken liegen heute auf den neu eingestellten Trennwänden auf.
Die Außenwände der ehemaligen Synagoge sind mit Bruchsteinmauerwerk aus roten Sandsteinen ausgebildet. Nachträgliche Zusetzungen, wie ehemalige Fensteröffnungen und Nischen, die im Innenraum sichtbar sind und dokumentiert werden konnten, wurden mit roten Backsteinen oder mit Hochlochziegeln verfüllt. Neue Durchbrüche wie Türen oder Fenster zeigen ebenfalls in den Laibungs- und Brüstungs-bereichen Hochlochziegel oder gelbe Backsteine. Bei den neuen Fensteröffnungen sind zusätzlich Stahlträger im Sturz eingesetzt.
Die Innenwände sind vollständig massiv gemauert und je nach Erbauungszeit in Backstein, Hochlochziegeln oder Leichtbetonsteinen errichtet. Weitere Materialien wie Beton oder Holz (einzelne Ständer oder Streben) sind ebenfalls verbaut.
Konstruktion Decke:
Die Deckenbalken weisen alle seitlich eine Nut auf, in die Staken oder schmale Bretter mit Lehmstrohwickeln eingeschoben werden konnten. Die Füllungen konnten noch vereinzelt in situ gefunden werden.
Oberflächen:
Die Wandoberflächen im Bereich des Betsaales wurden überwiegend abgeschlagen und weisen daher nur noch vereinzelt Putz- und Farbbefunde auf. Es konnten im Bereich der zugesetzten Fensteröffnungen noch Farbbefunde in den Laibungsflächen gefunden werden.
Im nördlichen Gebäudebereich der ehemaligen Lehrerwohnung sind noch einige Farb- und Putzschichten im Obergeschoss nachweisbar.
Konstruktion Dach:
Anhand der Bauspuren sowie der erhaltenen Dachkonstruktion ist davon auszugehen, dass es sich bei der bauzeitlichen Dachkonstruktion um ein Sparrendach mit Stuhlstrebenlängsbund (liegendes Stuhlgerüst) und einer Kehlbalkenlage handelte. Es sind heute noch annähernd drei Bindergespärre vorhanden. Es ist zu vermuten, dass es mindestens vier Bindergespärre gegeben hatte. Die Leergespärre haben keine Regelmäßigkeit in ihrer Verteilung zwischen den Bindersparren.
Das Stuhlgerüst besteht aus den Bindersparren, Schwellhölzern, Rähm und Aussteifungshölzern. In Längsrichtung ist die Konstruktion durch Fußstreben und in Querrichtung durch Kopfstreben verstärkt. Diese Streben sind heute in vielen Bereichen entfernt. Das Stuhlgerüst steht auf in Längsrichtung beidseitig auf den Deckenbalken aufliegenden, fünfeckigen Schwellhölzern auf.
Im Bereich des Betsaales, in der südöstlichen Gebäudehälfte, mussten die Deckenbalken mittig über einen Überzug abgehängt werden, um einen stützenfreien Raum ermöglichen zu können. Der Überzug ist durch den Ausbau des Dachgeschosses entfernt worden. Die Deckenbalken liegen heute auf den neu eingestellten Trennwänden auf.